■ Mit dem Info-Kanal auf du und du: Bertelsmänner schauen in die Röhre
Hamburg (taz/dpa) — Eigentlich wollte der Bertelsmann-Konzern ein neues Kapitel in der deutschen TV-Geschichte aufschlagen. Mit einem Informationskanal, so die Vorstellungen des Gütersloher Mediengiganten, sollte „Ergeignisfernsehen“ zelebriert werden — mit stündlichen Nachrichten, Hintergründen, Reportagen und informativer Unterhaltung. Doch seit gestern steht das ehrgeizige TV-Projekt Vox wieder auf der Kippe: Die Bertelsmänner müssen sich aus dem Nachrichtenkanal verabschieden. Das Hamburger Landgericht gab einer Klage der CLT- Gruppe gegen die Bertelsmann- Tochter UFA statt und untersagte die UFA-Beteiligung.
Der Hintergrund des Rechtsstreits: Die Compagnie Luxemburgeoise de Telediffusion (CLT), selbst Mehrheitsgesellschafterin des Privatfernsehkanals RTLplus, wirft dem RTL- Partner Bertelsmann vor, eine Wettbewerbsklausel im Gesellschaftervertrag zu verletzen. CLT ist an Vox nicht beteiligt und hatte auf diese Bestimmung gepocht, die es den übrigen RTL-Gesellschaftern verbietet, sich einzeln an anderen Fernsehprojekten zu beteiligen.
Der Medienriese will den gerichtlichen Rausschmiß aus dem Informationskanal jedoch nicht akzeptieren. Bertelsmann- Sprecher Helmuth Runde kündigte an, sein Haus werde gegen die Entscheidung Berufung beim Hanseatischen Oberlandesgericht einlegen. Das Urteil berücksichtige nicht die vielfältigen Bemühungen von UFA und CLT, zu einer einvernehmlichen Lösung zu kommen, hieß es. So hatte die UFA eine Überschreibung ihrer Vox-Anteile an die Jahr-Gruppe vorbereitet.
Das Nachrichtenfernsehen Vox soll im Januar 1993 starten. Die Anteilseigner des Nachrichtenkanals sind neben der UFA (24,9 Prozent) unter anderem die Westdeutsche Medienbeteiligungsgesellschaft (25,1), die Holtzbrinck-Gruppe und Time Warner (je 14,5) sowie die Firma DCTP des Filmemachers Alexander Kluge.es
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