Nachschlag

■ Edward Albee im Pfefferberg

Im soziokulturellen Zentrum in der Schönhauser Allee wird seit kurzem auch Theater gespielt. Da die Projektarbeit des Pfefferbergvereins auf Grund der ungeklärten Eigentums- und Nutzungsrechte noch in den Anfängen steckt und die dort angesiedelten Theatergruppen noch keine Ergebnisse vorweisen können, haben drei Theaterleute, die an Berliner Häusern engagiert sind, die erste Inszenierung erarbeitet.

Unter der Regie von Gert Hof (Volksbühne) spielen Florian Martens (ebenfalls vom Haus am Rosa-Luxemburg-Platz) und Uwe Steinbruch (DT) die »Zoogeschichte« von Albee. Die Kosten für die Inszenierung trug bis jetzt die dem Pfefferberg angeschlossene GmbH; Fördermittel sind beim Kulturamt Prenzlauer Berg beantragt, aber noch nicht bewilligt. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, ob es sinnvoll ist, Leute, die im Gegensatz zu Hunderten arbeitslosen Schauspielern in der Stadt ihr festes Engagement (und eine feste Gage) haben, in so einem Projekt zu beschäftigen. Denn anders als viele Regisseure und Schauspieler in freien Gruppen, die durch Fördermittel finanziert werden, verdienen die drei Beteiligten mit dieser Inszenierung gutes Geld.

Vielleicht drängte sich diese Frage nicht so vordergründig auf, wenn die Aufführung überdurchschnittliche Qualität hätte. Die Begegnung zwischen Peter, dem wohlsituierten Spießer, und Jerry, dem Gescheiterten, gerät aber nur zu einer handwerklich akzeptablen Theatervorstellung, sie erfüllt in keiner Weise die Ansprüche, die an Profis von den besten Theatern Berlins gestellt werden müssen. Da reicht es eben nicht aus, wenn Figuren über Klischees charakterisiert werden und sich Emotion vor allem über Lautstärke vermittelt. Die beiden Figuren sind von Albee so diffizil gezeichnet, daß gute Schauspieler in diesem kleinen Stück eine breite Palette von menschlichen Verhaltensweisen aufzeigen können. Martens und Steinbruch haben sich aber beide nur auf eine Seite ihrer Rollen gestürzt und diese ausgereizt. Steinbruch spielt den Jerry als zupackenden Polterer, kommt wie der frühe Schimanski daher und bleibt auch derselbe. Die Einsamkeit, Verzweiflung und vor allem die Angst werden weggedrückt — leider nicht als schauspielerisches Mittel, sondern durch Ignoranz des Schauspielers. Peter ist in seiner kleinbürgerlichen Beschränktheit durchsichtig bis in die letzte Faser seines Maßanzugs. Er verläßt den Park genau so, wie er ihn betreten hat.

Was den Abend fast langweilig werden läßt, ist die fehlende Komik im Verhältnis der beiden Männer. Alles läuft wie am Schnürchen ab, ist grob gearbeitetes Pingpong-Spiel mit vorgefertigten Worten und Haltungen. Überrascht wird der Zuschauer viel zu selten. Sibylle Burkert

Nächste Vorstellungen: 15., 22. und 29. 10.; 20 Uhr, Pfefferberg, Schönhauser Allee 176