: Braune Bohne in neuer Weste
■ Weniger Alu in Kaffeetüten / Kritikerin: Alles Müll
Bremens Kaffeeröster wollen sich Mühe geben: Bei der Produktion und der Verpackung ihrer braunen Bohnen soll mehr auf den Umweltschutz geachtet werden. Rohstoff-und Energie, so das die hehre Absicht, wollen sie sparen, um so die Belastung von Luft und Wasser auf ein Minimum zu reduzieren.
Bei der Einführung der ökologisch verbesserten Kaffeeverpackung hatten die Strategen von Eduscho die Nase vorn. Zwei Jahre vor Jacobs führten sie die Alu-Spar-Tüte ein. Vor sechs Monaten zog auch Jacobs hinterher — mit einer breit angelegten Werbekampagne: Sie markierten ihre Kaffeetüten mit einem goldenen Umweltbäumchen. Das Gütesiegel krönt auf jeder Verpackung, einmal oben, einmal unten. Darüber steht das intime Bekenntnis des Rösters: „Der Umwelt zuliebe“.
Daß die beiden Kaffeeproduzenten ihre heimliche Liebe öffentlich zugegeben haben, kommt nicht überraschend. Die beiden Kaffeegiganten setzen sich, wie sie versichern, seit vielen Jahren beharrlich für den Schutz der Umwelt ein. Produktverpackungen unter Umweltaspekten zu verbessern sei dabei nur eine Aufgabe der Unternehmen.
Die Öko-Bilanz der umweltschonenden Tüte, so das Selbstlob der der Bremer Kaffeeröster kann sich sehen lassen: Bis zu 20 Prozent weniger Umweltdreck durch die Umstellung auf ungebleichtes Innenpapier und nochmals satte 50 Prozent bringt der Verzicht auf die Alufolie.
Stattdessen sorgt für die nötige Licht- und Dampfsperre eine hauchdünne aluminium-bedampfte Kunststoffolie. Statt 1,92 Gramm Aluminium pro Pfund- Packung braucht die Jacobs-Tüte jetzt nur noch 0,01 Gramm des energieaufwendigen Metalls — immerhin eine Einsparung von 99 Prozent.
Mit Ihrer Öko-Investition wollen die beiden Bohnenröster Signale setzen und mit alten Vorurteilen aufräumen. Eduschos Marketing-Strategie liest sich so: „Ökonomie und Ökologie ergänzen sich, wie die beiden Seiten einer Münze“. Jacobs Bekenntnis: Ökologie und Ökonomie sei kein Konflikt sondern gemeinsames Ziel.
10 Millionen hat der eine in die umweltfreundliche Verpackungskampagne gesteckt. 20 Millionen Gesamtinvestition, seit 10 Jahren der andere, um „wertvolle Ressourcen“ zu sparen. Daß die Alu- Spar-Packung mit ihren Kunststoffschichten noch immer nicht das A&O sei, beteuern Vertreter beider Firmen. Doch noch mehr ließe sich für die Umwelt derzeit nicht machen.
Eduscho lamentiert, es sei auf die Lieferanten angewiesen. Jacobs fühlt sich von den Wünschen der Kunden bedrängt. Sie wollen es „glänzend, weil schöner“. Ein Blindtest hatte die Befürchtungen bestätigt. In einem simulierten Supermarkt griffen Kunden stets nach der alten, glänzenderen Verpackung. Erst nach gezielter Aufklärung waren die matteren, weil umweltfreundlicheren Kaffeetüten begehrter.
Elisabeth Hackstein, umweltpolitische Sprecherin der Grünen Fraktion, hält von der neuen Tüte rein gar nichts. „Verpackung muß sortenrein sein. Verbundmaterialien sind generell abzulehen“, sagt die Umweltpolitikerin und meint damit auch die Alu-bedampfte Kunststoffolien. Aus Verbundverpackungen lasse sich letzlich nur ein ausgesprochen minderwertiger Kunststoff wiedergewinnen. Hackstein fordert „echtes Recycling: Plastik zu Plastik, Alu zu Alu.“ Die umweltfreundliche Kaffeeverpackung von Jacobs und Eduscho „ist genau das, was wir nicht wollen“.
Marion Wigand
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