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Reporter in Kurdistan vermißt

■ Gefangener kurdischer Peshmerga oder türkischer Militärs?

Berlin (taz) – Der in dem kurdischen Kriegsgebiet vermißte Freiburger Journalist Stephan Waldberg gibt Rätsel auf. Der Reporter des links-alternativen „Radio Dreyeckland“ war offenbar schon vor Tagen in dem türkisch-irakischen Grenzgebiet gefangengenommen worden. Darüber, wer die Verantwortlichen sind und was seither mit ihm geschehen ist, gibt es widersprüchliche Berichte. Während aus kurdisch-türkischen Quellen verlautet, Waldberg befinde sich in der Gewalt kurdischer Peshmerga im Nordirak, heißt es in einer türkischen Zeitung, er sei von „türkischen Sicherheitskräften“ festgenommen worden. Die Deutsche Botschaft in Ankara hatte bis gestern nachmittag nach eigenen Angaben „keine Erkenntnisse“.

Der 31jährige war nach Angaben von „Radio Dreyeckland“ im September zu Recherchezwecken nach Kurdistan gereist. Anfang Oktober überraschte ihn dort der Ausbruch des Krieges zwischen den verfeindeten kurdischen Organisationen der Türkei und des Nordiraks – „Arbeiterpartei Kurdistans“ (PKK) und „Demokratische Partei Kurdistans“ (KDP). Alles weitere ist unklar: Die in der Türkei erscheinende kurdische Zeitung Özgür Gündem berichtete am Donnerstag, Waldberg sei in dem nordirakischen Ort Zacho zusammen mit mehreren anderen Personen von Peshmerga der KDP gefangengenommen worden. Die Ankaraer Vertretung der KDP soll der Zeitung gegenüber erklärt haben, der Gefangene sei kein Journalist, sondern „ein Unterstützer der PKK“. Laut Özgür Gündem ist Waldberg gefoltert worden.

Die türkische Zeitung Hürriyet hingegen, die gewöhnlich über Insider-Informationen aus Militärkreisen verfügt, schrieb gestern, der Deutsche sei am 23.Oktober am türkisch-irakischen Grenzübergang Habur „mit großen Mengen Propagandamaterial der PKK“ festgenommen worden. Er werde seither von „türkischen Sicherheitskräften“ festgehalten.

Waldberg beliefert „Radio Dreyeckland“ mit Hintergrundinformationen aus Kurdistan. Wie alle JournalistInnen des Privatsenders arbeitet er unentgeldlich. Er ist an der Kampagne gegen Waffenlieferungen an die Türkei beteiligt und auch schon in der Vergangenheit nach Kurdistan gereist.

Daß Verteidigungsminister Rühe, der am Montag für zwei Tage nach Ankara fliegt, dort seine „hochrangigen Gesprächspartner“ aus der türkischen Regierung auf das Schicksal von Waldberg anspricht, ist nicht besonders wahrscheinlich. Der für die Reisevorbereitungen zuständige Fregattenkapitän im Verteidigungsministerium zumindest wußte gestern nichts von einer derartigen Absicht. Dorothea Hahn

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