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Ein Pakt mit den HEW?

■ AKW Brunsbüttel mit defekten Ventilen und Rohrleitungen / HEW und Kiel halten still

mit defekten Ventilen und Rohrleitungen / HEW und Kiel halten still

Seit nun schon fast vier Wochen ist die Wiederinbetriebnahme des AKW Brunsbüttel überfällig. Der Grund für das verzögerte Anfahren sind Probleme mit den Dampfabsperrventilen, die der Steuerung des Reaktors dienen. Bei der jährlichen Revision, die Ende August begann, waren Dehnungen an den Ventilen entdeckt worden, die auf eine zu starke Belastung hindeuten. Die HEW, Betreiber des AKWs, und das zuständige Energieministerium in Kiel kamen überein, daß der Reaktor erst dann wieder ans Netz könne, wenn sichergestellt ist, daß ein Versagen der Ventile ausgeschlossen werden kann.

Auch neue Risse an den Rohrleitungen sind bei der laufenden Überprüfung festgestellt worden. Schon in den vergangenen Jahren

1waren immer wieder Risse an den Speisewasser- und Frischdampfleitungen entdeckt worden. Die Rohre aus dem Werkstoffstahl WB 35 gelten seit Jahren als nicht mehr genehmigungsfähig. Doch obwohl ein vollständiger Durchbruch dieser Rohre zu erheblichen Freisetzungen von Radioaktivität führen könnte, wird der erforderliche Austausch der über 300 Meter langen Rohrleitungen immer wieder verschoben. Nach Angaben der HEW soll der Wechsel erst im nächsten Jahr erfolgen. Für den Atomgegner Karsten Hinrichsen ist vor allem das Verhalten des schleswig-holsteinischen Energierministers Günther Jansen empörend: „Jansen paktiert mit dem Betreiber. Ein von beiden Seiten erkanntes Problem wird offenbar aus betriebswirtschaftlichen Gründen auf die lange Bank geschoben.“ Hinrichsen, der wegen des unterbliebenen Austauschs der Rohre eine Klage erwägt und deshalb beim Kieler Ministerium Akteneinsicht beantragt hatte, erhielt von Jansen eine Abfuhr, die Akteneinsicht wurde verweigert.

Stattdessen genehmigte Jansen dem Betreiber, ab sofort neue Brennelemente einsetzen zu dürfen. Die neuen Elemente können aufgrund eines höheren Anteils des spaltbaren Uran 235 etwa sechs Jahre im Reaktor bleiben. Bisher mußte ein Brennelement nach rund vier Jahren ausgewechselt werden. Die längere Standzeit hat jedoch auch zur Folge, daß die Spaltproduktmengen im Reaktor ansteigen. Damit besteht auch die Gefahr erhöhter radioaktiver Verseuchungen bei Störfällen. Gegen den Einsatz dieser Brennelemente kann noch bis zum 2. Dezember Klage erhoben werden, da die Genehmigung derzeit noch in Brunsbüttel öffentlich ausliegt. Allerdings hat Jansen den Sofortvollzug angeordnet, so daß eine Klage keine aufschiebende Wirkung hätte. Für Karsten Hinrichsen ist dies ebenso empörend, wie die Durchführung des Genehmigungsverfahrens, bei dem auf die Beteiligung der Öffentlichkeit völlig verzichtet wurde. Dirk Seifert

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