: Tote Heiden vor Gericht
Göttingen (taz) – Ein Zuschlag für die Bestattung von „Andersgläubigen“ auf einem kirchlichen Friedhof ist nicht rechtens, sofern es sich dabei um einen „Monopolfriedhof“ handelt. Das Lüneburger Oberverwaltungsgericht bestätigte mit dieser Entscheidung jetzt ein Urteil des Verwaltungsgerichts Braunschweig und verwarf die Berufung der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Zellerfeld aus dem Harz. Diese hatte als Betreiberin des einzigen Friedhofs im Ort bei der Beerdigung einer Zellerfelder Bürgerin einen 50prozentigen Zuschlag verlangt, weil die Verstorbene Mitglied der neuapostolischen Kirche war. Der Sohn der Toten hatte den Gebührenbescheid vor Gericht angefochten mit der Begründung: Der Gleichheitsgrundsatz der Verfassung dürfe nicht hinter den Rechten der Kirche zurückstehen. Die Kirchengemeinde dementierte die Vermutung, es handele sich bei dem Zuschlag um eine Strafgebühr für „Dissidenten“. Unterdessen ist in der evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig eine Debatte darüber entbrannt, ob aus der Kirche ausgetretene BürgerInnen kirchlich bestattet werden sollen oder nicht. Der Braunschweiger Propst Armin Kraft sagte, er entscheide sich in den meisten Fällen „für die missionarische Gelegenheit“ einer kirchlichen Beerdigung. Demgegenüber erklärte der Pressesprecher der Landeskirche, Claudius Müller, die in der Regel bewußt getroffene Entscheidung für einen Kirchenaustritt müsse ernstgenommen und dürfe nicht nach dem Tode des Ausgetretenen von der Kirche korrigiert werden. Reimar Paul
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen