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Kurdisches Abkommen stiftet keinen Frieden

■ PKK und Peschmerga kämpfen weiter

Berlin/Salah Al-Din (taz/AFP) – Zwischen der türkisch-kurdischen PKK und der kurdischen Regierung im Nordirak sei ein Abkommen über die Einstellung der Kämpfe zwischen der PKK-Guerilla und den irakisch-kurdischen Peschmerga geschlossen worden. Dies teilte die nordirakische „Kurdistan-Front“ gestern in einer Presseerklärung mit.

In dem Freitag letzter Woche unterzeichneten Abkommen verpflichte sich die PKK, keine militärischen Aktionen mehr von irakischem Boden aus zu führen. Im Gegenzug sei den PKK-Kämpfern von der irakisch-kurdischen Regierung Bewegungsfreiheit und das Recht auf „Fortführung ihrer politischen Arbeit“ zugesichert worden.

In einem Interview mit dem türkischen Dienst der BBC bestätigte PKK-Chef Öcalan am Sonntag den Abschluß des Abkommens, betonte aber zugleich, man werde die Waffen gegen die türkische Armee „niemals niederlegen“. Nach Angaben des Kommandeurs der irakischen Kurden, Fadhil Mirani, weigert sich ein Teil der PKK- Kämpfer, das Abkommen zu akzeptieren. Die PKK sei in dieser Frage gespalten.

In der Erklärung der nordirakischen „Kurdistan-Front“ wird die türkische Regierung aufgefordert, ihre Truppen sofort aus Irakisch- Kurdistan abzuziehen und das „Recht des kurdischen Volkes auf Selbstbestimmung anzuerkennen“. Doch ungeachtet des Abkommens und solcher Appelle setzte die türkische Armee ihre Offensive im kurdischen Nordirak gestern fort – und wird dabei nach wie vor von irakisch-kurdischen Peschmerga unterstützt.

Nach Berichten einer AFP-Korrespondentin nahmen gestern mehr als 20 türkische Panzer und mindestens ebensoviele gepanzerte Fahrzeuge Kurs auf Zakho. Die Soldaten hätten erklärt, mit der „PKK Schluß zu machen“, bevor sie in die Türkei zurückkehrten.

Bei Schiwi im Nordirak bombardierten F4-Phantomflugzeuge und Kobra-Hubschrauber türkische Kurden. Der irakisch-kurdische Kommandeur Mirani berichtete gestern, die türkische Armee hätte mit Peschmerga-Unterstützung rund 500 PKK-Kämpfer angegriffen. Einheiten irakischer Kurden würden weiterhin Druck auf die Front in Zakho ausüben, ungeachtet des kürzlich abgeschlossenen Abkommens.

Bei der am 5.Oktober begonnenen Offensive gegen PKK-Stellungen hatten die Peschmerga nach eigenen Angaben rund tausend PKK-Kämpfer in der Region um Hakurk eingekesselt. Die türkische Armee hatte sie dabei unterstützt. In Chaftanin bei Zakho wurde ein Massengrab mit über achtzig PKK-Kämpfern gefunden.

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