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„Null Bock auf Nazis“

■ 1.000 SchülerInnen demonstrierten in der City

„Wir haben keinen Bock auf Rassismus, Faschismus und Nationalismus“, das taten gestern mittag rund 1.000 Bremer SchülerInnen auf einem Demonstrationszug zum Marktplatz kund. Friedlich machten sie blau für „Asyl — für immer und jeden“, befanden „Schweigen macht schuldig“ und „Deutschland ist nicht lebensfähig ohne Ausländer“. Die GesamtschülerInnenvertretung (GSV), eine Vereinigung ausländischer Jugendlicher und die Jungen Antifaschisten hatten die Demonstration in der letzten Woche spontan organisiert.

Die SchülerInnen wollten an die Pogrome von 1938 erinnern und zogen eine Parallele zu den „Pogromen und dem Terror von heute“, so ein Schüler: „Dies ist eine Demonstration gegen eine Gesellschaft, die in breiten Teilen die rechte Hetze schweigend billigt oder tatkräftig unterstützt.“ Es gehe ihnen aber auch um den ganz alltäglichen Terror — gegen Ausländer, Punks, Schwule, Lesben und Andersdenkende — eben gegen die „Deutsche Norm '92“.

Die Meinungen über die Ereignisse auf der Großdemo in Berlin waren eher wenig geteilt: Richtig sei die Störung dieser „PR-Alibiveranstaltung“ gewesen, und nur, weil sie „den Polizeistaat“ verstärke, machten einige Einschränkungen. Mit bekannten Sprüchen verhängten die 16-18jährigen die „Gedenket der Brüder...“-Tafel am Deutschen Haus: „...Gedenket der Opfer des deutschen Faschismus und BRD-Imperialismus. Gestern wie heute entsteht beides aus Konzerninteressen und Regierungspolitik“, hieß es dort, und: „Antifaschistischer Widerstand heißt auch Kampf dem imperialistischen System.“ Doch viele SchülerInnen hatten nicht nur die eingeübten Sprüche parat — „Es geht hier irgendwie um Ausländerhaß. Glaub' ich.“

Und anschließend füllten die DemonstrantInnen die Gedenkveranstaltung für die Juden-Pogrome: Da ging es dann um Juden, irgendwie. Susanne Kaiser

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