: Flüchtlingshilfe mit Profit
■ Kai Wünsches Elektrolux-Haus wird Flüchtlingsunterkunft / Behörde zahlt vier Millionen für zwei Jahre und hüllt sich ansonsten in Schweigen
wird Flüchtlingsunterkunft / Behörde zahlt vier Millionen für zwei Jahre und hüllt sich ansonsten in Schweigen
Der Deal ist perfekt, der Vertrag wird Anfang nächster Woche unterschrieben. Für mindestens zwei Jahre wird das Elektrolux- Haus an der Holstenstraße, Ecke Max-Brauer-Allee, als Asylbewerberunterkunft genutzt werden. Eigner des heute leerstehenden Gebäudes: Der im Besitz der Wünsche AG befindliche „Bauverein“, als Umwandlungsspezialist von Mietwohnungen Dauerthema in den Schlagzeilen.
Ein Geschäft, das sich rechnet: Für jeden untergebrachten Flüchtling zahlt die Sozialbehörde 28 Mark pro Kopf und Nacht. Im Jahr runde zwei Millionen Mark. Doch Wünsche selbst muß keinen Handschlag tun, um das Bürogebäude bewohnbar zu machen — er kassiert nur. Der Bauverein hat den Komplex nach Informationen der taz an Gerhard Rossbach, Chef einer in der Ost-West-Straße ansässigen Importfirma, verpachtet. Die Familie Rossbach gilt im zuständigen Bezirksamt Altona als „Spezialist für Flüchtlingsunterkünfte“. So betreibt die Gerhard Rossbachs Vater gehörende Firma „Rossbach & Iden“ seit zwei Jahren ein Aussiedlerheim mit rund 60 Plätzen in der Brandstwiete.
Kritik an dem Flüchtlings-Deal gibt es vor allem, weil die Altonaer Anwohner bis heute vom Bezirksamt nicht über die geplante Flüchtlingsunterbringung informiert wurden. „Wer Akzeptanz für diese Einrichtung schaffen will“, klagt der Altonaer GAL-Bezirksabgeordnete Olaf Wuttke, „muß die Nachbarn frühzeitig an den Planungen beteiligen.“ Nur dann sei eine Betreuung der Flüchtlinge durch die umliegenden Vereine und Kirchengemeinden gewährleistet. Wuttke: „Die Stadtteilinitiativen, die helfen wollen, rufen bei uns an, um sich zu informieren — denn der Bezirk hüllt sich in Schweigen“.
Auch für die taz war Bezirksamtsleiter Hans-Peter Strenge gestern nicht zu sprechen — wichtige Termine. Bekannt wurde aus der Altonaer Verwaltungszentrale nur, daß der Standort für ein neues Containerdorf unter Dach und Fach ist. Auf dem zwischen dem Volksparkstadion und der Luruper Hauptstraße liegenden „Parkplatz Grün“ soll ein Containerdorf für 100 Flüchtlinge entstehen. Konflikte mit den HSV-Hooligans sind vorprogrammiert. Marco Carini
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