FCKW-freier Kühlschrank frißt wenig Strom

■ Westdeutsche Elektrohersteller diffamieren Produkt des Treuhandbetriebs dkk

Berlin (taz) – Die westdeutschen Kühlschrankhersteller kommen ins Schwitzen. Gestern meldete der Treuhandbetrieb dkk Scharfenstein: Ein Propan-Butan-Kühlschrank verbraucht mindestens 10 Prozent weniger Energie als Modelle, die mit dem Ozonkiller FCKW gefüllt sind. „Wenn die Geräte in Serie gehen, erreichen wir einen Wert von höchstens 0,63 Kilowatt pro Tag“, frohlockte der leitende Ingenieur Albrecht Meyer. Noch vor wenigen Wochen hatten die dkk-Manager gemeldet, daß die Energiebilanz etwa 20 Prozent ungünstiger sei. „Wenn man wie wir kurz vor dem Aus steht, läuft man schneller als normal“, begründet Geschäftsführer Eberhard Günther die rasante Entwicklung. Ab März soll der klimafreundliche Kühlschrank für rund 600 Mark zu haben sein.

Die sieben großen Kühlschrankkonzerne in Westdeutschland werden nicht müde, das Produkt ihres neuen Ostkonkurrenten zu diffamieren. In einem Flugblatt suggerierten sie nicht nur, der Ökokühlschrank fresse 40 Prozent mehr Strom. „Das zur Verwendung angestrebte Propan-/Butan-gemisch ist brennbar“, heißt es in dem inzwischen durch Intervention vom Bundeskartellamt und vom BDI zurückgezogenen Papier. „Ein völlig absurdes Argument“, kommentiert Harry Rosin, Direktor des Dortmunder Hygiene-Instituts. In einer Feuerzeugnachfüllflasche sei doppelt soviel Gas wie in einem ganzen Kühlschrank aus Sachsen.

Die Absichten von Bosch, Siemens, Miele, AEG, Bauknecht, Liebherr und Elektrolux sind eindeutig: sie haben jahrelang mit finanzieller Unterstützung aus dem Forschungsministerium an der Entwicklung des FKW-134a als Ersatz für FCKW herumlaboriert. Zwar zerstört FKW-134a die Ozonschicht nicht; aber die Chemikalie trägt massiv zum Treibhauseffekt bei.

Und auch die Chemieindustrie, die mit ihren Kühlschrank-Chemikalien weltweit 10 Milliarden Mark verdient, will sich durch die Naturgase Propan und Butan nicht das Geschäft vermiesen lassen. Sie hat schon vorgesorgt: im für den FCKW-Ausstieg entscheidenden UNO-Gremium arbeitet Clinton Norris als „unabhängiger Experte“. Vormals verdiente er sein Geld bei Du Pont, dem größten FCKW- und FKW134a-Produzenten der Welt. Und bei der Weltbank koordiniert Lambert Kuijpers die Hilfe für den FCKW- Ausstieg. Sein Schreibtisch stand vorher bei Hausgeräte-Philips, das inzwischen vom weltweit größten Haushaltsgeräte-Hersteller Whirlpool übernommen wurde. Whirlpool hat sich schon seit langer Zeit auf FKW134a als FCKW-Ersatzstoff festgelegt. Annette Jensen