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Eltern verweigern Sektion

■ Erlanger Fötus: Streit um Beerdigung

Berlin (AP/taz) – Die Leiche der als hirntote Schwangere bekannt gewordenen Marion P. und der fünf Monate alte, in der Nacht zum Montag tot geborene Fötus dürfen nicht seziert werden, um die Todesursache festzustellen. Nachdem die Eltern der Toten die Sektion verweigert hatten, entschied am Dienstag auch die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth, daß gegen den Willen der Angehörigen nicht obduziert werden dürfe. Anhaltspunkte für eine Straftat – die die Voraussetzung für eine Obduktion gegen den Willen der Angehörigen wäre – lägen nicht vor. Gleichwohl befinden sich die Leichen inzwischen im Erlanger Institut für Rechtsmedizin. Unklar ist, ob der Fötus überhaupt bestattet werden kann. Nach Angaben des für den Erlanger Versuch verantwortlichen Arztes, Johannes Scheele, müssen dafür bestimmte Kriterien wie Größe und Gewicht erfüllt sein. Die Eltern der Toten versuchen unterdessen, Ort und Zeitpunkt der Beerdigung geheimzuhalten.

Auch nach dem Ende des Erlanger Experiments gehen die Auseinandersetzungen um den Fall weiter. Die frauenpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Hanna Wolf, forderte gestern gesetzliche Regelungen für die intensivmedizinische Behandlung von hirntoten Schwangeren. Konkrete Handlungsmöglichkeiten habe die Politik im Rahmen der derzeitigen parlamentarischen Beratungen über das Transplantationsgesetz.

Der Präsident der Bundesärztekammer, Karsten Vilmar, lehnte dagegen ethisch verbindliche Regelungen ab. Der Versuch der Erlanger Ärzte, das Ungeborene zu retten, sei ethisch vertretbar gewesen. Zukünftig müsse in jedem Einzelfall entschieden werden.

Alice Schwarzer zeigte sich erleichtert, daß „die Natur dieses zynische Experiment sozusagen selbst abgebrochen hat“, bei dem es um den „Größenwahn einer Männermedizin“ gegangen sei. Sie frage, so Schwarzer, warum dieser Fall gerade jetzt, wo die 218-Reform „durch eine Handvoll alter Männer“, nämlich das Bundesverfassungsgericht, gefährdet sei, so hochgespielt werde. Der katholische Seelsorger der Erlanger Uni- Klinik, Rainer Denkler, machte darauf aufmerksam, daß die Behandlung der hirntoten Schwangeren zu „Engpässen“ in der Versorgung anderer Intensiv-PatientInnen geführt habe. Die verantwortlichen Erlanger Mediziner wollen sich erst am heutigen Donnerstag der Presse stellen. Sie hatten nach der Fehlgeburt eine Nachrichtensperre verhängt. bm

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