Schweden: Kapitalflucht

■ Regierung schnürt neues Sparpaket

Stockholm (AP) – Schwedens Regierung hat nach einer nächtlichen Krisensitzung gestern morgen ein weiteres drastisches Sparpaket geschnürt, um die anhaltende Kapitalflucht zu stoppen. Gleichzeitig hob die Zentralbank den Geldmarktsatz – den sie den Banken für kurzfristige Kredite in Rechnung stellt – von 11,5 auf 20 Prozent an.

In der vergangenen Woche waren schätzungsweise 40 bis 100 Milliarden Kronen (10,6 bis 26,5 Milliarden Mark) außer Landes geflossen. Banken in Singapur und New York hatten daraufhin den Handel mit Kronen suspendiert. Mit ihrem dritten Paket von Sparmaßnahmen in zwei Monaten will die konservative Minderheitsregierung eine neue Runde von drastischen Kürzungen sozialer Leistungen einläuten. Ab 1995 sollen unter anderem die Zahlungen an Arbeitnehmer bei Krankheit gekürzt werden, das Arbeitslosengeld verringert, die Steuerfreibeträge herabgesetzt und die Rentenversicherungsbeiträge erhöht werden.

Zugleich soll im April 1993 eine siebenprozentige Kürzung jener Steuern erfolgen, die Arbeitgeber für ihre Beschäftigten leisten müssen.

Das werde zur Schaffung oder Rettung von 60.000 bis 70.000 Arbeitsplätzen führen, sagte Ministerpräsident Carl Bildt. Seine Regierung sei entschlossen, den Wechselkurs der Krone gegenüber der europäischen Währungseinheit Ecu in einer bestimmten Bandbreite stabil zu halten.

Am Mittwoch abend hatte das Parlament dem Beitritt Schwedens zum Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) zugestimmt, in dem sich die Länder der Europäischen Freihandelszone (Efta) mit den EG-Staaten ab Januar zusammenschließen wollen. Dies dürfte den Wettbewerbsdruck auf schwedische Unternehmen verstärken. Während der europäischen Währungskrise im September hatte die Nationalbank den Geldmarktsatz kurzfristig auf 500 Prozent angehoben. Die Zentralbank hatte den Geldmarktsatz erst am 10.November auf 11,5 Prozent gesenkt.