piwik no script img

■ Das PortraitMaxine Brady

foto nr. 3

Foto: Derek Spiers

Maxine Brady sorgte zum erstenmal vor zwei Jahren für Schlagzeilen – im wahrsten Sinne des Wortes. Bei der Feier nach der Wahl Mary Robinsons zur irischen Präsidentin bewunderte ein Abgeordneter ihre Bluse, „durch die ich durchgucken kann“. Als er versuchte, ihr an die Brust zu greifen, verpaßte sie ihm eine so heftige Ohrfeige, daß ihm der Atem stockte. Andere Politiker haben ihre Bekanntschaft nicht ganz so schmerzhaft am Verhandlungstisch gemacht, wo sie als Präsidentin der Studentengewerkschaft USI die studentischen Interessen vertritt.

Die USI führt seit Jahren eine Kampagne für die Legalisierung von Informationen über Abtreibung. Die USI hat sich nie an das Informationsverbot gehalten – auch nicht, nachdem ein Gericht im vergangenen Jahr der Klage der erzkonservativen „Gesellschaft zum Schutz ungeborener Kinder“ nachgab und der USI die Gerichtskosten in Höhe von 80.000 Pfund (etwa 215.000 Mark) aufdrückte.

Sie selbst hat eine zweieinhalbjährige Tochter. Hat sie an Abtreibung gedacht? „Das war das erste, was mir in den Kopf kam. Nach ein paar Stunden war mir aber klar, daß ich das nicht wollte“, sagt sie. „Ich sprach mit meinem Freund darüber, und wir beschlossen, das Kind zu behalten.“ Dafür wurde sie von Youth Defence, einer Organisation von rechtsradikalen Jugendlichen, als „Hure“ und „Schlampe“ beschimpft, die „nicht mal genug Selbstvertrauen hat, sich einen Ehemann zu halten.“

Maxine Brady wurde 1968 im nordirischen Lurgan geboren und ging dort in eine katholische Grundschule. Mit 13, so sagt sie, war sie die einzige Punkfrau in der Gegend. Nach Abschluß der Gesamtschule in Craigavon studierte sie in Belfast Kommunikationswissenschaft, Politik, Psychologie, Fotografie und Englisch. Brady brach ihre akademische Karriere jedoch 1988 ab, nachdem ihr Engagement in studentischer Politik immer mehr Zeit beanspruchte. Seit 1989 arbeitet sie als hauptberufliche USI-Funktionärin in Dublin.

Feministinnen werfen Brady vor, daß sie durch ihr Auftreten und ihre teure Kleidung ganz den stereotypen Vorstellungen der Männer entspreche und die USI als Sprungbrett für eine Karriere benutze. „Ich bin schon zu meiner Zeit in Nordirland oft als liberale Mittelklasse- Ziege beschimpft worden“, sagt sie. „Na und? Ich bin eine Liberale und eine Feministin.“ Ralf Sotscheck

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen