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150.000 Kinder werden jährlich mißhandelt

■ Justizministerin gegen Kinderpornos

Bonn (AP/taz) – Schätzungsweise 150.000 Kinder unter 15 Jahren werden jährlich in der Bundesrepublik Deutschland von ihren Eltern körperlich mißhandelt.

Das geht aus einer repräsentativen Befragung des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen hervor, die gestern auf dem Kongreß „Keine Gewalt gegen Kinder“ in Bonn vorgestellt wurde. Fast 17.000 Sexualdelikte und 4.500 Körperverletzungen an Kindern seien allein 1990 angezeigt worden, sagte Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser- Schnarrenberger.

Das Forschungsinstitut habe 15.000 Menschen in Deutschland per Fragebogen zum Thema Gewalt gegen Kinder befragt, berichtete der Psychologe Peter Wetzels. Dabei habe sich herausgestellt, daß 55 Prozent der Eltern ihre Kinder irgendwann einmal gezüchtigt hätten, 1991 hätten dies 46,9 Prozent getan. 2,2 Prozent gaben Wetzels zufolge an, irgendwann einmal ihr Kind körperlich mißhandelt zu haben. 1,2 Prozent hätten erklärt, 1991 mindestens einmal ihr Kind mißhandelt zu haben.

Wenn man die 1,2-Prozent- Rate auf die Gesamtzahl aller Kinder unter 15 Jahren in Deutschland beziehe, komme man auf die Zahl von 150.000 Mißhandelten, erklärte Wetzels.

Die Befragung ergab auch, daß in den alten Bundesländern bis zu acht Prozent der Frauen im Alter bis zu 14 Jahren „sexuelle Mißbrauchserfahrungen mit Körperkontakt“ hatten. In den neuen Ländern waren es bis zu sechs Prozent der Befragten.

Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger sagte: „Gewalt gegen Kinder ist Mord an Kinderseelen.“ Um Kinder noch besser zu schützen, sollten Herstellung und Vertrieb von Kinderpornographie statt mit bis zu einem Jahr Freiheitentzug künftig mit bis zu drei Jahren bestraft werden. Bis zu einem Jahr Freiheitsstrafe drohe künftig demjenigen, der diese „Machwerke“ besitze. Bislang sei der Besitz immer noch straffrei.

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