„Nice Scheiß“ für den Gabentisch

JOCHEN Enterprises, die verdienstvolle „Gesellschaft zur Förderung intelligenter Unterhaltung“, leistet seit geraumer Zeit auch Pionierarbeit im Verlagswesen und brachte z.B. die „Playboy-Stories“ des kanadischen Comic-Zeichners Chester Brown auf den deutschen Markt. Wer sich von dem Titel schamhaarige Pikanterien verspricht oder umgekehrt ein Objekt antisexistischer Sturmläufe, möge innehalten. Brown schildert, eingedenk eigener Erfahrungen mit mopsfidelen Verlagsprodukten, in seiner Bilderzählung die Drangsale und Nöte seines in puritanischem Umfeld verklemmt dahinpubertierenden Alter ego. Der junge Chester erhofft sich von Hugh Hefners Heftchen sexuelle Erfüllung und zahlt einen hohen Preis für die kurzen Momente einsamer Vergnügungen: Der tunlichst diskrete Erwerb, das Verbergen und die schuldbewußte Entsorgung der einschlägigen Publikationen wollen sorgsam bewerkstelligt sein, vom notorisch nagenden schlechten Gewissen mal ganz zu schweigen. Am Ende gar beeinflußen die jugendlichen Todsünden noch das Sexualleben des reifen Chester Brown – Stoff genug für zahlreiche tragikomische Episoden. Der Comic ist lesefreundlich layoutet und gelettert, ein informatives Nachwort gibt's obendrein, und das für einen Endverkaufspreis, mit dem sich die Herausgeber der inflationären Preisentwicklung auf dem Comic-Markt tapfer entgegenwerfen. H.K.

Chester Brown: „Die Playboy-Stories“, 60 Seiten, 9,95 Mark, bei JOCHEN Enterprises, Adalbertstr. 74, 1 Berlin 36