■ Bonn-apart
: AFIS und ASYLON

Wir wissen, daß Rudolf Seiters ein vielbeschäftigter Mann ist – Asyl treibt ihn um. Der Innenminister, der bei der Trauerfeier in Mölln fehlte, hatte in dieser Woche einen Termin in Wiesbaden. Beim Bundeskriminalamt, kurz BKA, wurde nämlich das Automatische Fingerabdruck-Identifizierungssystem, kurz AFIS, eingeweiht. AFIS wird eng mit ASYLON zusammenarbeiten. ASYLON ist der Name des Datenverarbeitungssytems beim Zirndorfer Bundesamt, „von dem einige Terminals – sozusagen als technisches Standbein des Bundesamtes beim BKA“ (Seiters) – in Wiesbaden stehen. Die Erkenntnisse von AFIS gehen direkt an das technische Standbein, denn die erste und vorläufig einzige Aufgabe von AFIS ist das Erfassen von Asylbewerberfingerabdrücken. AFIS soll helfen, „dem Sozialhilfebetrug“ (Seiters) beizukommen. Der Minister zuversichtlich: „Bereits in der kurzen Test- und Schulungsphase für das neue System sind in dem bis jetzt erfaßten Altbestand von 85.000 Fingerabdruckblättern bei rund 2.000 Recherchen [...] immerhin 62 Doppelidentitäten festgestellt worden.“ AFIS wird ab sofort mit Massenkapazität arbeiten, 400.000 Asylbewerber pro Jahr sind eingeplant, auf 600.000 kann die Kapazität 1993 kurzfristig erhöht werden. „Auf den stetig steigenden Asylmißbrauch“ (Seiters) müßten allerdings weitere, „durchgreifende“ Antworten gegeben werden.

Wer eigentlich den „stetig steigenden Asylmißbrauch“ betreibt, war in dieser Woche dem Bonner Kleingedruckten zu entnehmen. Am Stichtag 20. Oktober 1992 waren es unter anderem 129.531 Kinder. Denn an diesem Tag, so die Antwort auf eine Anfrage von Bündnis90, lebten in der Bundesrepublik 153.274 Flüchtlingskinder unter 16 Jahren. Davon waren 10.427 als Asylberechtigte anerkannt, 136.349 Asylbewerber. Da nun nach allgemeiner Unions-Sprachregelung 95% aller Bewerber das Asylrecht mißbrauchen, ergibt sich nach einfacher Rechnung die obengenannte Zahl. Tissy Bruns