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Bibel von Aldi: paradiesisch

■ Zwischen Dosenbier und Schmelzkäse: Die Heilige Schrift zum Dumpingpreis

Die Heilige Schrift zum Dumpingpreis

Die Pilgerfahrt zur Weinachtsmesse gehört in vielen Familien noch immer zum Heiligabend- Pflichtprogramm. Doch ganz unvorbereitet einmal im Jahr den Gang ins Gotteshaus antreten? Nicht mehr nötig, denn Aldi hat die Bibel als Massenprodukt entdeckt. In weinrotes Kunstleder gehüllt, mit goldenen Lettern bedruckt, bietet die Ladenkette die heilige Schrift zum Dumping-Preis von nur 19,98 Mark an.

Natürlich eine von den evangelischen und katholischen Bibelwerken Deutschlands autorisierte Übersetzung. Das Buch der Bücher kommt modern daher: Mit 70 Farbfotos (leider ohne Adam und Eva), Landkarten (es fehlt das Paradies), Zeitkarten (keine Info: Wann wurde Eva hergestellt?) und einem Sachwortverzeichnis (ohne Empfängnisverhütung). Zudem ist das 1404 Seiten starke Werk in heutigem Deutsch geschrieben.

Die Bibelgesellschaften selbst reagieren unterschiedlich auf das Billig-Angebot der Supermarktkette: Während die Bibelgesellschaft in Stuttgart die Aktion begrüßt, sind die Norddeutschen Kollegen in Kiel eher skeptisch.

Ein Angebot sind die Texte des Alten und neuen Testaments allemal: Von der Deutschen Bibelgesellschaft verlegt müßte man, nach deren Angaben, 80 Mark für eine vergleichbare Ausführung bezahlen.

Trotzdem geht der Verkauf des neben Dosenbier und Schmelzkäse plazierten Sonderangebots nur schleppend voran. Liegt es daran, daß die Kunden bei Aldi in keine festliche Stimmung kommen? Vom Plastik-Einband her paßt die Bibel jedenfalls zu dem übrigen Warensortiment. Fehlt nur noch der „grüne Punkt“ auf der Kunststoff- Folie. epd/ach

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