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Gefährliche Goldgrube

■ Sponsoren lassen Skirennen auch bei schlechten Bedingungen starten

Val d'Isère (dpa) – Die Goldgrube Skiweltcup offenbart Fallstricke: bei der abgebrochenen Abfahrt und dem Super-G der Herren in Val d'Isère wurden die aus der Kommerzialisierung entstandenen Zwänge deutlich. „Der Druck der Sponsoren ist spürbar, und er wird noch zunehmen“, sagte Heinz Krecek vom Deutschen Skiverband (DSV). Trotz schlechten Wetters wurde am Terminplan festgehalten. „Ich werde das Gefühl nicht los, daß der Kommerz die Veranstalter beeinflußt hat“, merkt DSV-Herrentrainer Martin Oßwald, „die Sponsoren wollen einen Gegenwert haben.“ Insgesamt rund 1,8 Millionen Mark sind im Herrenweltcup in diesem Winter zu verdienen. Der Preis dafür kann hoch werden. Die Abfahrt am Freitag, aufgrund von Schneefällen, Wind und Nebel von vornherein zum Scheitern verurteilt, wurde erst nach langem Hin und Her abgebrochen. Der Super-G wurde nach sieben Läufern über eine halbe Stunde unterbrochen; die Bedingungen konnten nicht mehr für alle gleich sein. „Ein Skandal, ich werde als Versuchskaninchen runtergeschickt“, ereiferte sich der Österreicher Günther Mader, der vor der Pause bei schlechter Sicht gestartet war. Gleich zu Beginn des Super-G stürzten vier Läufer.

Die Macht des Geldes zeigte sich auch, als Italiens Ski-Held Alberto Tomba als „Goldener Skirennläufer“ ausgezeichnet wurde. Er betrat die Bühne erst, als die Logos des Sponsors der Prämierung verdeckt wurden; sie paßten Tombas Geldgebern nicht. Für Ärger sorgte auch bereits ein Rennen am nächsten Sonntag: beim Weltcup in Alta Badia steht der Name eines Skischuh-Herstellers auf den Startnummern – entgegen einer Vereinbarung von Ausrüstern und Verbänden. Andrea Wimmer

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