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Schietbüdels subregionale Besonderheiten

Für die Ostfriesen bricht eine neue Epoche an. Vorbei könnte bald die Zeit sein, in der sie in ihrem plattdeutschen Kauderwelsch ungeniert palavern, Fremdlinge daher schon mal ungestraft einen „Kauelmoors“ (Schwätzer) nennen oder sich gar heimlich über „töffelige“ (schusselige) Nichtostfriesen lustig machen konnten. Meistens blieb diesen der Sinn der plattdeutschen „Proteree“ (Unterhaltung) verborgen. Vorbei.

Aufklärung über die unverständliche niederdeutsche Mundart bietet jetzt ein „Ostfriesisches Wörterbuch“ an, das auch im Lande selbst für sprachliche Läuterung sorgen könnte. Ist ein „Schietbüdel“ nun ein Nichtsnutz oder die Koseform für einen Dreikäsehoch? Beides sei richtig, belehrt Jürgen Byl; der promovierte Sprachwissenschaftler aus Aurich ist Mitautor eines Nachschlagewerkes, in dem aus einem Grundwortschatz mit 17000 Stichwörtern das heute gebräuchliche ostfriesische Plattdeutsch vermittelt wird.

Als „Ostfriesischer Duden“ solle das 168-Seiten-Werk allerdings nicht unbedingt verstanden werden, meint Jürgen Byl. Das neue Wörterbuch beinhalte lediglich eine Auswahl aus der kaum faßbaren Reichhaltigkeit des ostfriesischen Wortschatzes. Es enthalte aber die wichtigsten grammatischen Formen, berücksichtige subregionale Besonderheiten der Sprache und die wesentlichen ostfriesischen Redewendungen.

Ein ostfriesischer Fährschiffer, um eine Stellungnahme gebeten, urteilte: „Dat meeste steiht d'r inn.“ Will sagen: Das meiste steht drin. dpa/ach

Jürgen Byl/Elke Brückmann: Ostfriesisches Wörterbuch Plattdeutsch/Hochdeutsch, Verlag Schuster Leer, 24,80 Mark

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