Salome, ausgeliefert

■ BAT-Ensemble / „Amateurtheater für Amateurzuschauer“

Mit einem immerhin nicht unerheblichen Presseaufwand hat ein junges neues Bremer Theaterprojekt auf sich aufmerksam gemacht. BAT — Bremer-Amateur-Theater Ensemble nennen sie sich und haben jetzt ihre Debutproduktion, Oskar Wildes „Salome“ aufgeführt, im Schlachthof und im Schulzentrum Lange Reihe in Walle, woher auch die meisten SchauspielerInnen ursprünglich kommen. Weitere Inszenierungen sind für das nächste Jahr angekündigt, oder besser: angedroht.

Im BAT spielen wirklich Amateure, gnadenlos. Das heißt nicht, der dicke und lüsterne König Herodes (Olaf Sönksen) wäre ganz ohne Überzeugungskraft, wenn er seiner Tochter Salome jede Wunscherfüllung verspricht, damit sie für ihn tanzt.

Auch Salome (Lidia Tomaszewska) glaubt man durchaus ihre mädchenhaft-wilde Liebe zum klapperdürren Propheten (Oliver Huhn), dessen fanatische Stimme aus dem Gefängnisbrunnen ertönt und dessen abgeschlagenes Haupt Salome schließlich als Tanzeslohn für zehn Minuten Laientanz ver

hier bitte das Theaterfoto

mit weißer Frau links

und Mann rechts

und Leuten hinten

Salome und ihr totgeweihter Prophet auf der Amateurbühne

langt. Und Herodias (Vivien Schacht), die Frau des Herodes, kann schön spitz und hinterhältig agieren.

Die Statisten stehen, nachdem sie ihre paar Sätze (teils steif, teils hochdramatisch), hinter sich haben, mit allergrößter Geduld untätig auf der Bühne herum (allen voran der Henker, der lange anderthalb Stunden warten muß, bevor er stumm das Schwert schwingen darf). Die Pappsäule fällt nur beinah um, als der modische Mokassins tragende Syrier zu Beginn des Stückes zehn Minuten lang Sehnsuchtsgesten veranstalten darf.

Nichts gegen Amateurtheater. Freunde und Verwandte lassen

sich sicherlich rühren von dem größeren oder kleineren Theatertalent ihrer Nächsten. Was das BAT- Ensemble an den Abgrund der Lächerlichkeit treibt, ist der Anspruch, mit dem sie sich einer „kritischen Öffentlichkeit stellen“ wollen, um sich einen Platz in der Bremer Theaterszene zu erspielen und ein „ästhetisches Kunstwerk zu präsentieren".

„Wir wollen die Kunst ausliefern — nämlich dem Publikum, für die sie gemacht ist“ heißt es im ausführlichen Programmheft. — Soll trotzdem verraten werden, daß die nächste Aufführung heute abend stattfindet, in der Aula der Schule Lange Reihe, 20 Uhr Cornelia Kurth