: Pappi Lothar beschimpft den bösen Effe
■ Vor dem heutigen Freundschafts-Länderspiel gegen Brasilien: Streit um die Mittelfeldposition und um die neuesten Worte des unartigen Stefan Effenberg
Porto Alegre (dpa) – Der Kampf um die Vormachtstellung in der Schaltzentrale der deutschen Fußball-Nationalmannschaft ist neu entbrannt. Die Rückkehr von Lothar Matthäus ins zentrale Mittelfeld beim Länderspiel heute (19.15Uhr) gegen Brasilien in Porto Alegre drängt automatisch Stefan Effenberg aus der „Chefrolle“, die der Wahl-Italiener aus Florenz im Spiel gegen Österreich (0:0) innehatte. „Abwarten, wie es mit dieser Aufgabenverteilung läuft“, meinte „Effe“, während Kapitän Matthäus fest davon überzeugt ist: „Auf diesem Posten bin ich am wertvollsten für die Mannschaft.“
Die beiden Rivalen werden in der Nationalmannschaft sicherlich kein Liebespaar, denn nach der Effenberg-Kritik an Rekord-Nationalspieler und Bayern-Vize Franz Beckenbauer sowie an den Spielern Andreas Möller, Matthias Sammer und der gesamten Bundesliga nahm sich Matthäus den Effe vor dem Abflug zur Südamerika-Reise zur Brust: „So etwas tut man nicht. Das schadet der Mannschaft und dem Fußball. Außerdem hast Du gerade wieder Kredit bei den Zuschauern bekommen, deshalb war Deine Meinung in dieser Richtung nicht angebracht.“ Effenberg hatte Beckenbauer wegen seiner öffentlichen Spielerkritik, Möller wegen seiner Angst vor Verantwortung und die Bundesliga wegen ihrer fehlenden Klasse in italienischen Zeitungen hart kritisiert.
Kritik mußte Andi Möller auch von Berti Vogts einstecken. Der verträumte Möller verpaßte nämlich das Flugzeug, kam erst am Dienstag in Brasilien an und flog sofort aus dem Aufgebot.
Reibereien gibt es auch unter den Keepern, weil Bodo Illgner aus dem Abseits zurück ist. Der Kölner hütet in Porto Alegre wieder das Tor und will die Diskussionen um die Nummer eins neu entfachen. Der Nürnberger Andreas Köpke hat nach der Europameisterschaft, bei der Illgner nicht immer gut aussah, die Herrschaft im deutschen Tor übernommen. Mit guten Leistungen und einer starken Lobby hat Köpke dafür gesorgt, daß dem „Sonnyboy vom Rhein“ das Lachen verging. Erstmals in seiner Bilderbuch-Karriere spürte Illgner eine Stagnation, denn bisher war es bei ihm stets bergauf gegangen. 1990 hatte er in Rom mit dem Gewinn der Weltmeisterschaft seinen bisher größten Erfolg gefeiert. „Ich will nicht die Nummer zwei sein“, kündigte der Kölner Schlußmann an, der gegen den dreifachen Weltmeister Brasilien sein 40. Länderspiel bestreitet.
Berti dazu hinterlistig: „Ich lege mich vorläufig nicht fest.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen