: Soundcheck: Strangemen / Yeah / Bollock Brothers / Radio Loretta-Festival 3
SOUNDCHECK
Heute abend: Strangemen/ Yeah. Der New Musical Express schrieb über Yeah: „Sie spielen melodisch-groovigen Indie-Pop.“ In welcher Form der Vierer seinen Idolen Beatles und Rolling Stones auch immer nacheifern wird, die Fußball-Fans werden es schwer haben, gegen den eigenständigen Sound der Strangemen zu bestehen. Die gebürtigen Ostfriesen um Frontman Rudi Freese gehören seit ihrem ersten Album des Jahres 1986 zur Creme des deutschen Pop-Punks und galten einst einmal als Export-Hoffnung. Daß die mittlerweile in Berlin ansässigen Norddeutschen nicht nur mit der Mistgabel umzugehen verstehen, wußte auch Ex-Hüsker Dü Grant Hart, der die Band 1989 als Back-Up für seine Europa-Tournee verpflichtete. Seit Anfang ‘91 ist es um die Friesen ruhiger geworden, was nicht zuletzt daran lag, daß sie sich internationale Sporen verdienen wollten. So tourten sie gleich zweimal durch das weite Australien. Andreas Hoffmann
Große Freiheit, 22 Uhr
Heute und morgen abend: Bollock Brothers. Die britische Punk-Cover-Band hat ein großes verzeihendes Herz. Schließlich ist es erst ein paar Jährchen her, daß das Hamburger Publikum bei Planten un Bloomen die Band von der Bühne jagte und ihr Equipment stahl beziehungsweise anzündete. Jetzt hält der Ober-Hoden Jock McDonald die Zeit für gekommen, mit einer großen Geste die Versöhnung mit der Stadt einzuleiten, die ihm so weh getan hat. An zwei Tagen nimmt er in dem Indie-Winkel Marquee Teile einer neuen Live-LP auf. Dies ist der Beginn einer Kooperation des Hamburger Marquee mit dem berühmten Londoner Club gleichen Namens, wo der Rest der Bollocks-Scheibe eingewummert wird. Darüberhinaus beschenkt der Schotte verkleidet als Santa Claus auf einer Weihnachtsparty am Samstag nachmittag Hamburgs Kellerkinder mit Sex Pistols-CDs. Feuerzeuge und Spiritusflaschen bleiben diesmal bitte zu Hause, denn das Marquee muß leben. tlb
Marquee, 21 Uhr
Heute abend: Radio Loretta-Festival 3. Das Radio-Kollektiv beißt sich weiter. Mit ihrem dritten Informations- und Musikfestival unterstreichen die Macher ihren festen Willen, ein alternatives Radio in Hamburg zu etablieren, was ja bis dato nur über die Frequenz des offenen Kanals erlaubt ist. Mit ihrer explizit lokal ausgerichteten Vorstellung von Berichterstattung und dem Willen, Musik nicht nur in Verblödungsportionen über den Äther zu schicken, finden sie aber leider dennoch nicht genügend Gehör und Unterstützung, um eine eigene Frequenz zu erhalten. Damit das endlich anders wird, präsentiert die Crew jetzt gemeinsam mit dem Libertären Zentrum, der FAU und dem Buchladen Nautilus ein gemischtes Kulturprogramm aus Dia-Show, Filmen und Musik von der amerikanischen Westküsten- Jazz-Core-Truppe Sabot. Diese stellen hier auch ihr Projekt für ein kulturell-politisches Zentrum in Osteuropa vor, wohin sie auswandern wollen. tlb
Haus für Alle, Amandastraße
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