■ Mit Bauernministern auf du und du: Bananenordnung
Brüssel (dpa/taz) – Die EG- Bauernminister haben die Nacht zu gestern damit verbracht, ihren Streit um Bananen und Milch fortzusetzen. Zu einer Einigung in den seit Monaten andauernden Verhandlungen kamen sie nicht, obwohl bereits ab 1. Januar im Binnenmarkt Bananen zu gleichen Konditionen vermarktet werden sollen.
Außerdem wollen die Italiener mehr Milch auf den gemeinsamen Euromarkt schwemmen. Sie verlangen deshalb eine um 900.000 Tonnen auf 9,5 Millionen Tonnen erhöhte nationale Milchquote. Das wiederum stößt jedoch auf starke Ablehnung bei Niederländern und Dänen, die ihre Turbo-Kühe auf geringere Milchleistungen umstellen müßten.
Der deutsche Bundesernährungsminister Ignaz Kiechle (CSU) bezeichnete die Stimmung der Ministerrunde als sehr aggressiv. Dabei hatte sich der derzeitige EG-Ratsvorsitzende, Großbritanniens Landwirtschaftsminister John Gummer, durchaus bemüht: Er traf sich des Nachts zunächst mit jedem seiner Kollegen einzeln, um – bei einem Bananenmilchshake? – die Verhandlungsspielräume auszuloten. Gestern morgen dann trafen sich alle zwölf Agrarminister müde und entnervt wieder am gemeinsamen Verhandlungstisch zum Frühstück.
Auch Kiechle ärgerte sich über den Vorschlag der EG- Kommission zur Bananenmarktordnung des Binnenmarkts. Sie beschere den deutschen Verbrauchern nur höhere Preise und schaffe einen großen Verwaltungsapparat.
Im Bananenstreit geht es um Einfuhrzölle, die auf die sogenannten Dollarbananen aus Lateinamerika erhoben werden sollen, damit die teureren EG- Bananen nicht vom Markt gedrängt werden. In Deutschland werden derzeit keine Zölle auf Bananen erhoben, wohl aber in Frankreich und Spanien, die ihre Bananenproduzenten in den Überseegebieten und auf den Kanarischen Inseln vor der lateinamerikanischen Billigkonkurrenz schützen wollen.
Gummer hatte zu Beginn der Verhandlungen eine Grundeinfuhrmenge für Dollarbananen empfohlen. Zwei Millionen Tonnen pro Jahr sollen danach mit einem Zollsatz von 20 Prozent künstlich verteuert werden, alle darüber hinausgehenden Importe sollen sogar mit 170 Prozent belastet werden. Derzeit werden rund 2,4 Millionen Dollarbananen in die EG eingeführt. Das sind knapp 60 Prozent der lateinamerikanischen Ernte, weshalb die Produzentenländer gegen die EG-Zollpläne protestieren. Zum größten Teil werden die Dollarbananen, weil sie zollfrei, billig und schlanker sind als die EG-eigene Konkurrenz, in Deutschland verspeist. dri
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