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Mit den Mitteln einer Frau

Aus einer Vorlesung des Journalisten Jan Feddersen über  ■ Homosexuelle und Sport

Selbst spielt er nicht Fußball. In seiner Kindheit hat sein Vater von ihm verlangt, auf harten Grandplätzen als Torwart gegnerische Chancen zu vereiteln. Doch auf den Boden schmeißen mochte sich der jungendliche Jan Fedddersen nicht. Heute, inzwischen 35 Jahre alt und als Journalist in der Reiseredaktion der Hamburger Wochenzeitung Die Zeit beschäftigt, setzt sich der vormalige Sportredakteur der taz-Hamburg mit dem Phänomen, warum Schwule sich nicht im Sport durchsetzen können, auseinander. Im Rahmen der Vorlesungsreihe „Männliche Homosexualität in Kultur und Wissenschaft“ hielt er am Donnerstag abend einen Vortrag über Homosexuelle und Sport: „Die Angst der Schwulen vor dem Elfmeterschießen“.

Etwa 50 vorwiegend männliche Homosexuelle füllten den Hörsaal E des Philosophenturms. Darunter auch die Aktivitas des Schwulen Sport Vereins Startschuß, die in ihrem Spieldress auftraten. In einem rhetorisch gekonnten, teilweise unterhaltsamen Vortrag erläuterte Feddersen zuerst sein eigenes Verhältnis zum Sport, insbesondere zur Sportart Nummer 1, zum Fußball, um dann Ursachenforschung zu betreiben, warum es keine männlichen Homosexuellen gibt, die im Fußball erfolgreich sind. An der Peripherie des Sportes, dort gibt es durchaus Schwule, als Journalisten oder auf der Funktionärsebene, die allerdings aufgrund der schwulenfeindlichen Athmosphäre ihre sexuelle Orientierung nur in den seltensten Fällen öffentlich machen. „Fußball“, so argumentiert Feddersen, „kultiviert Tugenden wie Kampfkraft und Durchstehvermögen.“ Denn, so Feddersen weiter: „Nirgendwo sonst werden die auf Männer, Virilität, Führerschaft und Kampf gemünzten Topoi wie Blut, Schweiß und Tränen stets aufs Neue belebt. Im Sport geht es um Helden. Schwule können keine Helden sein.“

Als Gründe dafür führt er Prozesse in der Sozialisation der Schwulen an, die dazu führen, daß männliche Homosexuelle gemeinhin als weiblich geltende Konfliktlösungen präferieren, sozusagen mit den „Mitteln einer Frau“ durch das Leben gehen und offene Aggressivität meiden. Gerade die ist im Sport, insbesondere im Fußball, gefragt. Deshalb Feddersens Conclusio: „Solange es den Schwulen nicht gelingt, aggressiv zu sein, Konflikte auch gewalttätig auszutragen, solange die Domäne des Kampfes von Homosexuellen nicht beherrscht wird, bleibt der Sport eine heterosexuelle Veranstaltung. Die Angst des Schwulen vor dem Elfmeter ist vor allem seine eigene“. Kai Rehländer

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