piwik no script img

Franke & Möllemann im gemeinsamen Fall

■ Alte Wette: Aufforderung zum Absprung nach unten

„Die Wette gilt“, Ex-Bildungssenator Horst-Werner Franke steht zu seinem Wort: Er will mit Möllemann in die Tiefe springen. Per Fallschirm. Selbst wenn der zurückgetretene Wirtschafts- und einstige Bundesbildungsminister Jürgen Möllemann wie er zum „Polit-Rentner“ wird, will Franke eine alte Wette einlösen: Ihr gemeinsamer Fallschirmsprung sei jahrelang nur am Termin gescheitert. Zuletzt war 1989 ein Rendezvous am Flughafen Kassel geplatzt, weil Möllemann angeblich im Bad gestürzt war und sich den Rücken verletzt hatte.

Journalisten hatten sich nach Möllemanns Rücktritt an die publicity-trächtige Wette von 1988 erinnert und Bremens Bildungssenator a.D. gefragt, ob er sie immer noch einlösen würde. Für Horst-Werner Franke besteht daran kein Zweifel — auch wenn damit längst begrabene Ehekrisen wiederbelebt würden: Ehefrau Doris hatte deswegen oft gezittert und geschimpft, daß er „wegen einer Scheißwette“ sein Leben riskieren wolle.

Längst hat die Wette an Aktualität verloren: nicht zuletzt mangels Publicity der Wettenden. War Horst-Werner Franke zum Zeitpunkt der Wette noch Sprecher bzw. Koordinator der SPD- Bildungsminister und damit bekannt auf bundesweitem Parkett, so sieht er sich heute nur noch als „bescheidene kleine Oldiegröße.“ Franke: „Das wird Möllemann ganz schnell genau so gehen. Da rettet ihn auch kein Fallschirmspringen mehr. Selbst wenn er dreimal springt, die Welt geht zur Tagesordnung über.“

Möllemann hatte sich als Bildungsminister auf der Kultusministerkonferenz „großkotzig“ und mit Betonung seiner sportlichen Talente eingeführt. Daß er im Bundeskabinett 1,2 Milliarden Mark zur Hochschulbaufinanzierung tatsächlich durchbringen würde, glaubte ihm keiner. „Aber er war Bildungsminister mit Fortune“, sagt Franke rückblickend. Als das Geld kam, bestanden Ministerkollegen auf der Wette. Sollte es zu dem Pensionärsspringen nun doch noch kommen, wird Möllemann sportlich selbst springen — Franke im sogenannten „Tandemflug“ an den Bauch eines Fluglehrers gebunden. ra

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen