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Der Irak spielt erneut mit dem Feuer

■ Zwei Vorstöße nach Kuwait/ „Wiederbeschaffung irakischen Eigentums“/ Flugzeug mit UNO-Inspektoren zurückgewiesen/ Scharfe Reaktion erwartet

Kuwait (AP/dpa/AFP/taz) – Die Katze läßt das Mausen nicht. Einen Tag nachdem die USA nach Ablauf des Ultimatums im Südirak Entwarnung gaben, setzte Saddam Hussein sein Katz-und-Maus-Spiel mit der US-Administration und der UNO fort und schickte einen Trupp Iraker über die irakisch-kuwaitische Grenze. Gestern setzte er gleich noch mal eins drauf und wiederholte die Aktion. Anders als im Falle der Raketenbatterien in der Flugverbotszone stellen diese Operationen keine potentielle militärische Bedrohung für die Golfkriegsalliierten dar. Doch da sich die Überfälle gegen ein UNO-Mitgliedsland richten und die irakischen Nadelstiche in immer kürzeren zeitlichen Abständen erfolgen, ist mit einer scharfen Reaktion zu rechnen.

Am Sonntag waren zunächst etwa 200 Iraker – ob bewaffnet oder nicht, darüber gehen die Angaben auseinander – in Kuwait eingedrungen und hatten unter Protest der im Grenzgebiet stationierten UNO-Beobachter Waffen aus einem Bunker entwendet. Dabei erbeuteten sie auch vier Raketen des chinesischen Typs „Seidenraupe“. 24 Stunden später stürmten dann rund 150 Iraker den von Bagdad beanspruchten Marinestützpunkt Umm Kasr und nahmen nichtmilitärisches Material mit. Verletzte gab es nicht.

Die Regierung in Bagdad rechtfertigte die Überfälle mit der „Wiederbeschaffung irakischen Eigentums“. Der irakische Außenminister Mohammed el Sahaf erklärte, die Aktion erfolge in Abstimmung mit der UNO- Beobachtertruppe (UNIKOM). UNIKOM-Sprecher Abdel Latif Kabbadsch wies dies jedoch zurück und sagte, der Abtransport sei illegal, da Bagdad vorher nicht um Erlaubnis gebeten habe und keine UNO-Genehmigung erteilt worden sei.

Der Irak hatte die entwendeten Waffen während des Golfkrieges in dem Bunker gelagert. Unter der Voraussetzung, daß eine Erlaubnis der UNO vorliegt, hat Bagdad bis zum 15.Januar die Möglichkeit, zurückgelassenes eigenes Material aus dem Gebiet zu räumen. Dies ist jedoch laut Kabbadsch nicht der Fall.

Die beiden Vorfälle ereigneten sich in der demilitarisierten Zone, die die UNO im Februar 1991 zwischen beiden Ländern eingerichtet hatte. Die irakische Führung hatte die im vergangenen Dezember in Kraft getretene Neumarkierung der Grenze durch die UNO nicht anerkannt. Das strittige Gebiet hatte vor dem Golfkrieg zum Irak gehört, war dann aber Kuwait zugesprochen worden.

Für zusätzlichen Zündstoff in UNO-Kreisen dürfte der Konflikt um die Flüge ihrer Inspektoren sorgen. Die irakische Führung hatte am Sonntag erstmals ihre Drohung von letzter Woche wahrgemacht und einem ausländischen Flugzeug mit Inspektoren an Bord die Landung verweigert. Seither sitzen die über siebzig Experten in Bahrain fest. Die Führung in Bagdad fordert, daß die Inspektoren mit irakischen Maschinen reisen.

In der irakischen Hauptstadt demonstrierten gestern nach offiziellen Angaben über 5.000 Menschen, Angestellte der staatlichen Fluggesellschaft Iraqi Airways und von Fremdenverkehrsbetrieben, vor dem Sitz des UNO-Entwicklungsprogramms gegen das Luftembargo. Die Sanktionen untersagen unter anderem alle internationalen Flüge von und nach Irak. b.s.

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