■ Standbild: Testament machen: "Bist du am Steuer einschläfst", ZDF, Mi.,22.15 Uhr
„Bis du am Steuer einschläfst“, ZDF, Mi., 22.15 Uhr
Wie ihre Kollegen, die Trucker, eignet den auf Langstrecke eingesetzten Busfahrern der Nimbus des Highwaycowboys und Maschinenbändigers. Mehrheitlich besetzen Männer den „Bock“, und wie in den meisten Männerclubs gilt es auch hier, den harten Kerl hervorzukehren. Erholungspausen sind was für Schlappschwänze; man bleibt hinterm Steuer und quarzt eine Zichte. Doch dieser Aspekt ist nebensächlich, wenn es darum geht, das angeblich sicherste Verkehrsmittel zu bewerten. 130 Menschen starben in den letzten zehn Monaten bei Busunglücken, 291 wurden verletzt. Michael Schomers und sein Team sind den Ursachen dieser katastrophalen Bilanz nachgegangen. Als unscheinbarer Mitreisender sammelte der Autor mit der Amateurvideokamera fernsehgerecht Beweise für Verstöße gegen die einschlägigen Bestimmungen und konfrontierte anschließend die betreffenden BusunternehmerInnen mit seinen Erfahrungen. Die wußten von nichts und wiegelten ab. Eine Unternehmerin: „Dieses Dramatisieren halte ich für überzogen.“
Überzogen werden in der Tat die vorgeschriebenen Fahrzeiten. Neun, in Ausnahmefällen zehn Stunden darf ein Fahrer maximal hinter dem Steuer sitzen; nach vier Stunden ist eine 45-minütige Pause einzulegen. Doch Verstöße gegen diese Vorschriften sind fester Bestandteil der Kalkulation und machen sich in Form von Dumpingpreisen und erstaunlich knapper Reisezeit bemerkbar. Wer zehn Tage Lloret de Mar für 149DM bucht, sollte besser vorher sein Testament machen. Und die verantwortlichen Behörden? Bezeichnend der Satz eines Bayreuther Beamten: „Die Gewerbeaufsicht ist teilweise tätig, aber sie kann es nicht übertreiben.“ Also weiterhin gute Fahrt auf Europas Straßen. Herr Dittmeyer
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