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Grüner Niedergang-betr.: "Für UNO-Einsätze", Kurzmeldung, taz vom 13.1.93

betr.: „Für UNO-Einsätze“, Kurzmeldung, taz vom 13.1.93

Der Ruf der Hamburger Grünen nach Militäreinsätzen ist ein weiterer Markstein auf dem Weg zum politischen Ende. Der nächste wird auf dem Parteitag in Hannover gesetzt, wenn die Frauenquotierung gekippt wird. Nach dem Austritt des linken Flügels stirbt das Programm scheibchenweise. Wer erinnert sich noch an die Rotation in grüner Urzeit? Klammheimlich stiegen grüne SachzwangslogikerInnen in die Müllverbrennung ein. Grüne Yuppie-Kommunalos aus den Metropolen der Republik stimmen in Sektlaune für Hochhäuser in der Luftschneise und Flughafen Erdinger Moos. Nur einzelne MandatsträgerInnen, wie die rührige EG-Parlamentsabgeordnete Hiltrud Breyer, vermitteln noch grüne Identität. Ein trauriges Bild bieten Grüne/Bündnis90 im Bundestag, die PDS/Linke Liste hat sie umweltpolitisch längst links überholt, gleiches gilt für Maastricht und konsequente Abrüstungspolitik. [...] Zukunftsweisendes für Grüns auch aus Niedersachsen: Über rosa-grüne Umweltpolitik verärgerte Bürgerinitiativen wollen bei den nächsten Wahlen eigene Listen bilden. In den Kreisverbänden laufen den Grünen die Leute weg, nicht die Karteileichen, nein die entsetzte, aktive Basis.

Auf dem Weg zur staatstragenden Partei muß eben Ballast abgeworfen werden. Praktischerweise könnte die in einer idyllischen Hügellandschaft gelegene Parteizentrale Haus Wittgenstein zum Ausbildungslager für Bosnien-Freiwillige und Grünhelme umfunktioniert werden. Platz für Schießstände und Biwakplätze sind vorhanden. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Frieden, umbenannt in BAG-Friedenskampfeinsätze, übernimmt die theoretische, erfahrene Söldner die praktische Ausbildung im „Camp Wittgenstein“. Wolfgang Kühr, Essen

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