: Soundcheck: Ringswandl / No FX / Giant Sand
SOUNDCHECK
Gehört: Ringsgwandl. Frisch, fröhlich, wütig absolvierte ein kraft-und ideenstrotzender Ringsgwandl sein Programm in der Ottenser Fabrik. Ringsgwandel spurtet wie Axl Rose, gewinnt der Lyrik Rainer Maria Rilkes (!) temperamentvollste Komponenten ab und vermittelt bei allen herumstehenden Fettnäpfen vor allem: Lebenslust. Dieser Mann kann von der Bühne vermitteln, was Klein-Kunst im Innersten zusammenhält: Der Wille zur Kontaktaufnahme zu jedem, der denken, hören und fühlen möchte. Stücke über den Wahnsinn
im Alltag, im Kulturleben und
1sonstwo gehen Ringsgwandl augenscheinlich locker von der Hand, auch wenn es sich um einen „Punk- Entertainer“ handelt, der seine Einlagen manchmal noch an zwei Bewertungskriterien der 80er, „schräg“ und „schrill“, mißt. Sein Publikum setzt sich aus solchen zusammen, die den emsigen Ackerer nicht zu sehr unter Druck setzen, und gefällige Lacher in atemholfreundlicher Frequenz liefern. Ringsgwandls Band gehört neben Helge Schneiders Hard Core-Begleit-Duo zu den besten. Unter Habitus und Bühnengehopse kommt
denn auch kein „trauriger Clown“
1und kein „Zeigefinger“ zum Vorschein, sondern ein Entertainer, der gegen sein individuelles Zerbrechen kämpft. Kristof Schreuf
Heute abend: No FX. Sie haben keinen Bock auf Vegetarier, auf Emanzen oder auf Trends. Sie verarschen alles und jeden und vor allem sich selbst. Die Kalifornier entsprangen der früh-80er Punk-Rock Szene und machten, neben ihrer kompromißlosen Musik, vor allem durch das Cover der 89er Veröffentlichung S&M Airlines auf sich aufmerksam, das eine Lederdomina auf einem Jumbo-Jet reitend zeigt. Natürlich „voll frauenfeindlich“. Den Durchbruch schafften No FX mit dem Folgewerk Ribbed, welches, deutlich hörbar, vom Bad Religion-Gitarristen Brett Gurewitz produziert wurde. Live ist die Band jede Mark wert, denn neben der Musik wird durchaus etwas für die Lachmuskeln geboten. Wenn Shouter (singen kann er nicht) „Fat Mike“ die imposanten Sprünge seiner Gitarristen zu imitieren versucht, so entbehrt das einer gewissen Komik nicht. Und wem Bad Religion zu langsam sind, der sollte sowieso hingehen. Andreas Hoffmann
Markthalle, 21 Uhr
Heute abend: Giant Sand. Howe Gelbs Kammer-Trash ist ein großer Lieblingskult von ex-taz-Schreiber, jetzt Prinz-Redakteur Peter Lau, der es nie versäumt, wenn die amerikanischen Spaßmusiker in die Stadt kommen, diese zum Konzert des Monats zu erklären. Eine Blitz- Umfrage im taz-Musik-Mikrokosmos ergab aber, daß man hier zwar die Lebensart der Dauerreisenden ehrt, aber die Musik (charmant vorgebrachtes Zu-Oft-Gehört) doch eher für langweilig hält. tlb
Große Freiheit, 21 Uhr
Achtung: Das Konzert mit Helios Creed und Vertigo ist verschoben auf Sonntag, ebenfalls in der Markthalle.
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