Keinen Kompromiß

GASTKOMMENTAR

Keinen Kompromiß

Nun hat doch eine öffentliche Debatte über das Lebensrecht Behinderter stattgefunden. Und natürlich ist dabei auch über das Lebensrecht Behinderter geredet worden, obwohl wir das verhindern wollten. Die Diskussion hat wohl dennoch die Teilnehmer eher darüber nachdenklich gemacht, ob es den freien wissenschaftlichen und öffentlichen Diskurs über das Lebensrecht behinderter Menschen geben darf. Auch war es gut, die unüberbrückbaren Unterschiede zwischen den Positionen aufzuzeigen. Gerade die Unmöglichkeit beider Seiten, den Kontext des anderen als abweichende, aber diskussionswürdige Position zu akzeptieren, zeigt auf, daß es in dieser Frage keinen Kompromiß geben kann. Wer das Recht auf Leben anderer relativiert, verläßt den kulturellen Konsens, der für eine Verständigung nötig ist.

Auch nach dieser Veranstaltung bleibt die Diskussion unserer Lebensrechte möglich. Ich hoffe, wir haben sie wenigstens nicht führbarer gemacht. Aber wir hatten auch keine andere Wahl. Sie ist uns aufgezwungen worden. Wir sind nicht in der Lage, sie überall zu verhindern.

Es löst schon ein wenig Verbitterung aus, daß die sogenannten „unveränderlichen Grundrechte“, wie der Lebensschutz, so schnell zur Disposition gestellt werden. Wir werden als Behinderte dieses nicht ohne Widerstand hinnehmen, Unser Kampf für ein Gleichstellungsgesetz wird damit noch wichtiger. Horst Frehe