Uni erinnert sich

■ Heute: TU-Veranstaltungen gegen Rasssimus und Machtübergabe an Hitler

Berlin. Einen Tag, bevor sich Adolf Hitlers Übernahme von Reichskanzlerschaft und Macht zum 60. Mal jährt, erinnert die Technische Universität an die nazistischen Verstrickungen ihrer Hochschule und befaßt sich heute in einer Reihe von Veranstaltungen mit dem grassierenden Rassismus in Deutschland. „Wehret den Fortgängen“ heißt dabei ein von den „Psychos gegen den Rassismus“ organisierter Veranstaltungsblock.

Wie organisiert sich die internationale Neonaziszene? Wer sind die jungen Rechtsradikalen? Die beiden Dokumentarfilme „Wahrheit macht frei“ (9.30 Uhr) und „Stau“ (16 Uhr) versuchen Antworten auf diese Fragen. Im Anschluß an „Stau“ wird eine Diskussion mit dem Regisseur des Films, Thomas Heise, stattfinden. Ein Teil der seit den Mordanschlägen von Mölln aktiven Arbeitsgruppe „Psychos gegen Rassismus“ bietet ab 11 Uhr ein Reaktionstraining für den Ernstfall an. In Rollenspielen soll erarbeitet werden, wie ein Eingreifen gegen Gewalt mental möglich wird.

Den „unpolitischen Ingenieur“ und seinen Beitrag zum Faschismus thematisiert ein weiterer Block. Die Kontinuitäten an der TU Berlin zeigt der Historiker am Beispiel der „Raumplaner im NS- Staat und nach 1945“ (9.30 Uhr). Und aktuelle rechtsextreme Verbindungen der ausländerfreundliche Anzeigen schaltenden Industrie will Rainer Heinrich vom Deutschen Gewerkschaftsbund benennen (11 Uhr). Heinrich stellt dabei den Siemens-Konzern in den Mittelpunkt.

Schwierig dürfte die Veranstaltungswahl heute um zwei Uhr werden. Parallel gibt es: Leni Riefenstahls Film über den Reichsparteitag 1935 in Nürnberg („Triumph des Willens“) samt einer Einführung des renommierten Antisemitismus-Forschers Wolfgang Benz. Sein Kollege Reinhard Rürup macht die Technische Universität, vormals Technische Hochschule Charlottenburg, und den Nationalsozialismus zum Thema. Und gleichzeitig lesen Gerhard und Alice Zadek, zwei ehemalige Mitglieder der Widerstandsgruppe Herbert Baum aus ihrem Buch „1939, Geheimtreff Alexanderplatz“. Am späten Nachmittag stellen sich auf einer Ideenbörse die veranstaltenden Gruppen vor. Darunter der Fachbereich 20 (Informatik), der in den letzten Tagen eine Ausländerwoche organisiert hatte, die „Psychos gegen Rassimus“ und „SOS Rassismus“. Letzteren sollen die 5 Mark Eintrittsgeld einer Fete zugute kommen, die ab 20 Uhr im Mathe-Foyer steigt. Als Gegenwert gibt's die beiden Independent-Rockbands „Friends of Charlotta“ und „Connys Delight“ zu hören. cif