Havanna war ein winziges Labyrinth
Es riecht nach Wasser.
Alte Zulu-Lobrede
Havanna war ein winziges Labyrinth
aus Überfluß und Gestank, wo der Mensch
auf dem Markt den Menschen verkaufte
und ihm auf die Schultern die Hölle lud,
als wär er ein Tier,
sich lustig machend aus seinem
dunklen tierhaften Herzen heraus,
und unterdessen schwängerten
Parfüm und Fächer die Luft der Säle,
und in den Spiegeln brannte die Schönheit
grellfarbig zwischen den Steinen
und der Wandschirme Sonnenwunder,
und die Felder besprengten mit Blut sich
aus der Geprügelten tödlichem Brunnen.
Danach zog der Mensch dem Menschen
die Schrauben hart an im Schmutz der Fabriken,
und in Palästen wuchs schweißüberströmt
aus bleichem Marmor das große Havanna,
und die Sonne, leuchtend für alle in ihrer
Barmherzigkeit, schien auf den brüchigen Abfallhaufen
der Häuschen aus schlechten Karten,
auf die Maschinen- und Handschellenviertel,
und der Lärm des dummen Geschwätzes
vergiftete mit Speichel die Lüfte,
und der Mann schlug den Mann dorthin, wo es schmerzt,
um seiner Ängste Abgrund ihm zu erleichtern,
in seinem unerforschlichen tierhaften Herzen
ruhte im Tau des Blutes er aus.
Dann waren Zorn da und Leben, die Stadt
riecht nach dem Wasser der Brüderlichkeit.
(aus dem Spanischen von Annemarie Bostroem)