: Gurs: eine Wüste in Frankreich
Gurs ist eine Wüste in Frankreich. Dort war seit 1933 ein französisches Internierungslager, 30 Kilometer von der spanischen Grenze entfernt,in einer wunderschönen Landschaft. Hier wurden seit 1933 „unerwünschte Ausländer“ von der französischen Regierung, ab 1940 aus Deutschland deportierte Menschen interniert.
In Rahmen der Reihe „Bleiben ist nirgends“, organisiert vom Verlag „Zeichen und Spuren“ und dem Literaturkontor, hielt die Berliner Journalistin Gabriele Mittag am Mittwoch in der Villa Ichon einen Vortrag zum Thema „Leben und Überleben. Alltag im Lager Gurs“. Gabriele Mittag interessiert sich vor allem für die Frauen in Gurs. Wie überlebten und erlebten sie das Lagerleben? „Bis vor wenigen Jahren war die Exilforschung entweder geschlechtsneutral in ihrer Darstellung, oder sie erforschte und dokumentierte das Schicksal prominenter Männer“, sagt Gabriele Mittag. Aber Frauen waren in besonderer Weise vom Nazi-Regime betroffen: „Teile der Frauenbewegung wurden bekämpft. Nicht nur Jüdinnen und politisch engagierte Frauen, auch Lesben und solche Frauen, die ihre Unabhängigkeit von Männern anstrebten, wurden interniert.“ Unter ihnen die Soziologin Hannah Arendt,die Schriftstellerinnen Lisa Fittko und Thea Sternheim und die Malerin Lou Albert-Lazard, die Gurs überlebte.
Beeindruckend fand Gabriele Mittag den ungebrochenen Otpimismus und Lebenswillen der Frauen. „Sie führten Shakespeare's Sommernachtstraum auf, spielten Stücke von Beethoven, sie hatten eine Mal- und Sprachenschule“. Viele schrieben Gedichte über den Alltag, die von einem fast heiteren Lebenswillen zeugen.
Die Bilder der Lou Albert-Lazard zeigen Frauen, die sich waschen - in würdevoller Haltung. Wächter sind nicht zu sehen. „Dabei haben sie sehr unter den katastrophalen Bedingungen gelitten und empfanden die Anwesenheit der bewachenden Männer als sehr demütigend.“ Sind die Bilder der Versuch, eine schöne Gegenwelt zu schaffen ? Gabriele Mittag: „Lou versucht, den Frauen ihre Würde zurückzugeben.“ Marion Bosse
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