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Togo: Massenflucht vor dem Militär

■ 300.000 Menschen haben die Hauptstadt Lome aus Angst vor der eigenen Staatsmacht verlassen / Heute beginnen Allparteiengespräche unter deutsch-französischer Vermittlung im Elsaß

Lome/Berlin (AFP/IPS/taz) — Lomé, die Hauptstadt Togos, die einst als eine der mondänsten Metropolen Westafrikas galt, ist zur Geisterstadt geworden. An die 300.000 Menschen, fast die Hälfte der Bevölkerung, ist aus Angst vor dem Terror des Militärs geflohen. Weite Teile Lomés sind menschenleer, die Häuser sind verschlossen, Militärflugzeuge überfliegen die Stadt. 200.000 Loméer haben nach ghanaischen Angaben die nahegelegene Grenze zu Ghana überschritten; 70.000 sind in den östlichen Nachbarstaat Benin gewandert; Tausende weitere sind aufs Land gezogen.

Sie fliehen vor der Gewalt der togoischen Armee, einer hochgerüsteten Truppe von einst 13.000 Mann, deren noch funktionierender Teil inzwischen zur Präsidialgarde des seit 1966 herrschenden Diktators Gnassingbe Eyadema umgewidmet worden ist. Soldaten hatten am 25.Januar, während eines deutsch-französischen Ministerbesuches, ein Blutbad unter Demonstranten angerichtet, wobei nach offiziellen Angaben 16 Menschen ums Leben kamen, nach Angaben der Opposition jedoch bis zu 150, deren Leichen auf Lastwagen weggeschafft worden seien. Als danach die Bilder zweier ermordeter Polizisten im Fernsehen gezeigt wurden, begann die Armee, systematisch die Hauptstadt zu durchkämmen, Oppositionelle umzubringen, Geschäfte zu plündern und Häuser zu zerstören. Das war der Anlaß für die Flucht der Bevölkerung, die seit nunmehr einer Woche andauert.

Vergeblich versuchte die Regierung jetzt, die Togoer zum Bleiben zu bewegen, indem sie Entschädigung für zerstörte Geschäfte anbot. Offenbar erfolglos: Die Menschen wissen, daß die Regierung kein Geld mehr hat. Seit November wird die togoische Wirtschaft von einem Generalstreik der Opposition lahmgelegt, die damit den Rücktritt des Diktators und die Neutralisierung der Armee erreichen will. Seitdem gibt es in Togo weder Bankgeschäfte noch Gehaltszahlungen.

Um die Krise zu lösen, haben die früheren Kolonialmächte Frankreich und Deutschland für heute Verhandlungen zwischen Regierung und Opposition Togos ins elsässische Colmar einberufen. Die Gespräche hätten schon am Freitag beginnen sollen, waren jedoch geplatzt, da die frühere Staatspartei RPT nicht teilnehmen wollte. Erst auf Zuraten von Felix Houphouet-Boigny, Präsident der Elfenbeinküste und ein guter Freund Eyademas, nahm die RPT ihren Boykott zurück.

Nicht nur die Elfenbeinküste macht sich Sorgen. Ghana hat seine Armee in Alarmbereitschaft versetzt und den Rückzug ghanaischer Soldaten von UN-Missionen in Kambodscha und dem Nahen Osten erwogen; Außenminister Obed Asamoah äußerte sich außerdem besorgt über das Schicksal der in Togo lebenden Ghanesen. Togos Präsident antwortete, dies sei ein „Akt der Provokation und der Einmischung in innere Angelgenheiten“. Ghana will nun die „Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft“ (Ecowas) einschalten, die bereits in Liberia militärisch aktiv ist. Die Ecowas wird von Nigeria dominiert, dessen Präsident Ibrahim Babangida im Dezember erklärt haben soll, Eyadema könne als zurückgetreten betrachtet werden, wenn er es nicht bald schaffe, sein Volk zurück an die Arbeit zu bringen. D.J.

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