piwik no script img

Chaos im Darmstädter Giftgas-Prozeß

■ Fällt bald auch der Richter aus?

Darmstadt (taz) – Nach 47 Verhandlungstagen steht der Darmstädter Strafprozeß um die illegale Belieferung des irakischen Giftgasprogrammes durch deutsche Firmen auf der Kippe. Der Vorsitzende Richter Alfred Pani, der über diejenigen Geschäftsleute urteilen soll, die Sadam Hussein Giftgasfabriken geliefert haben sollen, gab am Montag bekannt, er wolle den erkrankten Gutachter Professor Werner Richarz aus Zürich nicht durch einen neuen Sachverständigen ersetzen und den Prozeß mit dem emeritierten Professor der Universität München Kurt Dialer als alleinigen Hauptgutachter fortsetzen.

Staatsanwalt Thorer verdrehte die Augen: Richarz war auf Antrag der Anklage, Dialer dagegen auf Wunsch der Verteidigung zum Sachverständigen bestellt worden. Durch die Weigerung Panis, für Richarz einen Ersatz zu suchen, sah Ankläger Thorer die Waffengleichheit der Prozeßparteien verletzt und beantragte postwendend, den Richter wegen Befangenheit auszuwechseln.

Den naheliegenden Ausweg, Professor Richarz einfach durch einen anderen Gutachter zu ersetzen, hatte sich Richter Pani selbst verbaut: Er hatte angeordnet, daß die Gutachter an der kompletten Beweisaufnahme des auf zwei Jahre angelegten Verfahrens teilnehmen müssen.

Bei der Bestellung eines neuen Sachverständigen hätte deshalb mit der Beweisaufnahme von vorne begonnen werden müssen. So muß Justitia vielleicht bald nach zwei Ersatzmännern Ausschau halten. thosch Seite 4

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen