piwik no script img

Wind um Kieselrot

■ Neuartige Versuchsanlage am Weserstadion / Ergebnisse im Sommer

Wind um Kieselrot

Neuartige Versuchsanlage am Weserstadion / Ergebnisse im Sommer

„Kieselrot“, der rotkörnige bis sandige Abfall aus der Kupfergewinnung, bewegt die Umweltgemüter schon lange. Nicht von ungefähr:

Umweltsenator macht Wind

Er ist dioxinverseucht. Diese Erkenntnis führte vor zwei Jahren zur Schließung von Kinderspielplätzen und Sportstätten. Von insgesamt 75.000 Quadratmetern kontaminierter Fläche in Bremen sind zur Zeit noch 23.000 Quadratmeter gesperrt — eine mehr als doppelt so große Fläche wurde bereits gesichert. In anderen Bundesländern wurden die verseuchten Flächen lediglich mit Folien abgedeckt — hilflose Versuche, ein neues Umweltproblem zu bewältigen.

Gestern machten der Senator für Umweltschutz und das Bodentechnologische Institut Bremens ganz besonderen Wind um das Kieselrot. Anläßlich neuartiger Emissionsmessungen hatten sie zu einer Pressekonferenz auf dem Kieselrot-betroffenen Platz 11 am Weserstadion geladen. Dort war Deutschlands erster transportabler Windkanal aufgebaut: Ein viereckiger Glaswurm über einer Kieselrot-Fläche, hinten eine Windmaschine, vorne eine Wasserlache, dazwischen kleine Meßstationen. Ihre Auswertung weist nach, wie weit der Wind den giftigen Staub trägt. Bläst nämlich Windstärke 10 durch den Kanal-Wurm, wirbelt Staub auf, dessen Flugradius hochgerechnet wird.

Von dieser übersichtlichen Versuchsanlage werden neue Daten für die Kieselrot-Forschung erwartet. Sie werden Berechnungsgrundlagen für Kieselrot-Belastung im Umfeld einer verseuchten Fläche liefern. Die Ergebnisse dieser Forschung sollen einzigartig sein. Bis sie allerdings vorliegen, vergeht ein halbes Jahr, denn auch das Wetteramt am Flughafen wird noch seinen Beitrag leisten müssen. Dort wird die Frage nach den Wettereinflüssen auf das Flugverhalten geprüft, bevor endgültige Antworten auf komplizierte Fragen vorliegen.

Eva Rhode

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen