: Salmonellen zieht's nach Hamburg
■ Das größte Problem für die Lebensüberwachung / Hamburger, eßt keine Torten mehr, und ihr bleibt gesund!
/ Hamburger, eßt keine Torten mehr, und ihr bleibt gesund!
„Salmonellen machen uns in den letzten Jahren erheblich zu schaffen“, sagte Gesundheitssenator Ortwin Runde gestern bei der Vorstellung der Ergebnisse der amtlichen Lebensmittelüberwachung. Die Zahl der Salmonellose-Fälle steigt ständig. Im Jahr 1990 erkrankten 2347 HamburgerInnen an dem lebensgefährlichen Brechdurchfall, der vor allem durch Nahrungsmittel tierischen Ursprungs ausgelöst wird. 1991 waren es 2663, im vergangenen Jahr 2867.
Erstaunlich allerdings: Die oft mit Argwohn betrachteten Hühnereier kamen beim Lebensmittel- TÜV relativ gut weg. So warnen die städtischen Lebensmittelkontrolleure denn auch eher vor Sahnetörtchen als vor dem Frühstücksei. Die süßfettigen Kuchen sind nicht nur schlecht für die Figur, sondern in vielen Fällen gesundheitlich bedenklich.
Die Hamburger Medizinaluntersuchungsanstalt nahm sich im letzten Jahr 73 Stück Backwerk aus den Konditoreien der Stadt vor. Fast ein Viertel der Kuchenproben wurde wegen hygienischer Mängel beanstandet, in zwei Fällen Salmonellen nachgewiesen.
Bei den in Verruf geratenen Eiern hätten die Kontrolleure in den letzten Jahren „besonders zugeschlagen“ und sie vermehrt auf Salmonellen geprüft, berichtete Runde. Mit erstaunlichem Ergebnis: In keinem der 2082 geprüften Eiern fanden die Veterinäre Krankheitserreger, weder auf der Schale noch im Eidotter. Auch die vor Weihnachten untersuchten Gänse, Enten und Puten waren frei von Salmonellen.
Das Hauptaugenmerk sei auf die Verarbeitung der Waren zu richten, erläuterte gestern der Leiter der Lebensmitteluntersuchungsanstalt, Professor Alfred Montag. Vielerorts mangele es in Großküchen und Herstellerbetrieben an Hygiene. Wenn ein Ei nur eine einzige Salmonelle enthält, können sich die Keime im Pudding oder der Torte, die daraus hergestellt werden, explosionsartig vermehren, vor allem wenn die Produkte nicht ständig kühl gehalten werden.
Im Jahr 1991 haben die 400 Lebensmittelkontrolleure in Hamburg 48000 Proben untersucht und in 15 Prozent der Fälle beanstandet, vor allem wegen unzureichender Kennzeichnungen oder fehlerhafter Zusammensetzung. Von 3851 Essensproben aus Restaurants, Imbißstuben, Kantinen, Krankenhäusern und dem Lebensmittelhandel hatten 15 Prozent hygienische Mängel, sie enthielten Fäkalkeime oder Eiterer-
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7reger, in zehn wurden Salmonellen nachgewiesen.
Doch nicht nur die Hygiene bereitet den staatlichen Kontrolleuren Kopfzerbrechen. Seit dem 1. Januar hat der Binnenmarkt Erzeugnissen Tür und Tor geöffnet, die
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7nicht nicht dem deutschen Lebensmittelrecht entsprechen. In Verkehr gebracht werden dürfen seither auch mit ionisierenden Strahlen behandelte Lebensmittel. „Wenn sie nicht gekennzeichnet sind, werden Sie nicht erfahren, ob sie hier-
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7zulande auf dem Markt sind“, so Alfred Montag. In Hamburg gebe es zur Zeit noch keine Geräte, um zu untersuchen, ob ein Lebensmittel bestrahlt wurde. Sie sollen bis Mitte des Jahres beschafft werden. Vera Stadie
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