Der zeozwei-Wochenüberblick #22: Umweltverbände – die neue Macht?

Sind die Ökoverbände im Aufwind? Wenn ja, woran liegt das und machen sie etwas daraus?

Die DemonstrantInnen von „Ende Gelände“ stehen für eine neue Generation von KlimaschutzaktivistInnen Bild: Ende Gelände/ 350.org/flickr (CC BY 2.0)

Schon in den vergangenen Monaten schien der Einfluss der Umweltverbände so groß wie lange nicht. Sie haben gegen das Ackergift Glyphosat gekämpft, Geheimdokumente zum umstrittenen TTIP-Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU öffentlich gemacht, den VW-Skandal aufgedeckt – und damit politische Debatte verändert. Nun kommen entscheidende Wochen. Seit Anfang September debattiert der Bundestag nach der Sommerpause wieder. Bis zur nächsten Bundestagswahl ist es nur noch ein Jahr. Jetzt werden Wahlprogramme festgeklopft – und Stimmungen aufgenommen. Für Ökolobbyisten sind die Chancen gewachsen.

Die Wirtschaft sieht sich unter „erhöhtem Rechtfertigungsdruck“, sagt Thomas Holtmann, Abteilungsleiter Umwelt und Nachhaltigkeit, beim Bundesverband der deutschen Industrie, in der kommenden Ausgabe der zeozwei.

Vielen Deutschen passt das gut, die Sehnsucht nach einer starken Ökomacht nimmt zu: Greenpeace bekam im Jahr 2015 im Vergleich zu 2014 satte fünf Millionen Euro mehr an Spenden, insgesamt 57,7 Millionen Euro. Bei allen großen Umweltverbänden wächst die Zahl der Förderer und Mitglieder. Nur reicht das nicht. Noch nicht.

Das drängendste Weltproblem, den Klimawandel, packen bisher weder Wirtschaft, noch die Regierung ernsthaft an. Dieter Rucht, der als Professor für Politologie in Berlin die sozialen Bewegungen erforscht, macht allerdings eine neue junge Protestszene aus: Im Sommer blockierten Demonstranten von „Ende-Gelände“ zu Tausenden die Kohletagebaue in der Lausitz und im rheinischen Revier. Rucht hat das überrascht. Er sagte der zeozwei: „Als jemand vor ein paar Jahren eine deutsche Anti-Kohle-Bewegung ins Gespräch brachte, habe ich gedacht: Das klappt nie.“

Mit dieser Anti-Kohlebewegung werde die Klimadebatte erstmals wieder stärker politisiert: „Da taucht ein neuer aggressiv geführter kultureller Konflikt auf“, sagt Michael Lühmann vom Göttinger Institut für Demokratieforschung. So hätten Anhänger von CDU und SPD „Ende-Gelände“ vorgeworfen, Ideologen zu sein. Lühmann erinnert das an Konflikte aus den 70er und 80er Jahren – und zeigt für ihn: „Es geht um was.“ Auch wenn sich das bisher nicht einmal in der Politik der Grünen niederschlage. Wie sich das ändern lässt? Lühmann: „Die Anti-Kohle-Stimmung aufrechterhalten.“

HANNA GERSMANN ist zeozwei-Chefredakteurin

Die ganze Geschichte lesen Sie in der neuen Ausgabe von zeozwei. Sie ist Teil unseres Schwerpunktthemas: „Umweltschutz – neu denken“. Ab 13. September am Kiosk. Ab 12. September zu bestellen im tazshop oder auf zeozwei.de.

Der zeozwei-Wochenüberblick von zeozwei-Chefredakteur Peter Unfried.

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In der neuen Ausgabe:

 

Müssen wir den Südpol zum Industriegebiet machen, um den Meeresspiegel zu senken?

 

Gibt es eine neue Macht der Umweltverbände?

 

Sind Ökos unpolitisch?

 

Wie lässt sich der Verkehr auf den Straßen modernisieren?

 

Welchen neuen Begriffe braucht die Klimapolitik, um besser anzukommen?

 

Warum ist das hippe Berlin tiefste Provinz, was moderne Umweltpolitik angeht?

 

Was bedeutet der Brexit für Europas Klimaschutz?

 

Was folgt aus Gabriels Zertrümmerung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes?

 

Gibt es „regionale Lebensmittel“ überhaupt?

 

Sind Veganer unpolitisch?

 

Warum ist Entschleunigung auch keine Lösung?

 

Was läuft schief auf der Suche nach einem gelingenden Leben?

 

Die neue Ausgabe von zeozwei „Entschleunigen ist auch keine Lösung“ erscheint am 13. September. Jetzt Jahresabo mit vier Ausgaben und schönem Geschenk für nur 20 €.

Ist die Ökoszene unpolitisch? Harald Welzer im zeozwei-Gespräch mit Hanna Gersmann und Peter Unfried beim Festival der Zukunft des Bundesumweltministeriums. Sonntag, 11. September, 13 Uhr, Berlin.

Lesetipp für Donald Trump: Bürger geben ihr Insel-Dorf in Alaska auf, weil es in den nächsten 20 Jahren im Meer verschwindet.

 

Auch für Donald Trump: Potsdamer Forscher haben ermittelt, dass die vom Klimawandel verursachten Schäden künftiger Wirbelstürme schneller wachsen als die Wirtschaftsleistung.

Neil Young hat mit seiner neuen Band Promise of the Real ein Live-Doppelalbum mit seinen Ökosongs zusammengestellt. Heißt „Earth“ und klingt auch so. „Look at Mother Nature on the run / in the 21st century“, singt er in „After The Goldrush“. Mutter Natur auf der Flucht, im 21. Jahrhundert.

Den Song gibt es schon seit 1970. Früher sang er: „Look at Mother Nature on the run / in the nineteen-seventies.“ Das Problem ist nicht kleiner, sondern größer geworden.

Von der zeozwei-Buchliste „10 Bücher für den Sommer":

 

Gerd Pfitzenmaier, Lukas Diringshoff: Wir schaffen das – aber so nicht. Wie Deutschland und seine Gesellschaft durch die Flüchtlingskrise gespalten wird, CBX Verlag, 2016. 16,95 €

 

Deutschland ein liebenswertes Land? – Entscheidet sich im Umgang mit Flüchtlingen, meinen Gerd Pfitzenmaier, einst Natur-Chefredakteur, und Terror-Spezialist Lukas Diringshoff. Bilanz bisher: Hilfsbereitschaft, ja. Aber auch: „Fetter Reibach“ jener, die Not ausnutzen, Hasstiraden, überforderte Politiker. Ausweg: Vision eines guten gemeinsamen Lebens. Schlüsselsatz: „Schweinshax'n und Currywurst sind ja lecker, aber es gibt noch mehr.“

 

Die vollständige Liste finden Sie hier. Die neue Herbstliste gibt's im neuen Heft.

taz on tour für eine offene Gesellschaft: Montag, 12. September, Berlin, taz-café, Rudi-Dutschke-Str. 23, 19.30 Uhr; Mittwoch, 14. September, Berlin, taz-café, 19Uh.

 

Die offene Gesellschaft – welches Land werden wir? 23. September, Berlin, forum factory, 18 Uhr.

 

 

That wraps it up for today. Until next week: Keep your feet on the ground and keep reaching for the stars.