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Verkehrssenator: Jeder zweite muß Auto fahren

■ Größte geplante Neubausiedlung: 100.000 Einwohner ohne Bus und Bahn

Berlin. Verkehrspolitische Katastrophe am nordöstlichen Stadtrand von Berlin: Im Norden von Pankow und Weißensee sollen einmal 200.000 Menschen wohnen – aber nur jeder zweite soll den Wohnort mit Bus und Bahn verlassen können. Ein entsprechendes Konzept, bei dem die Hälfte des zu erwartenden Verkehrs mit dem Auto abgewickelt werden soll, stellte Verkehrssenator Herwig Haase (CDU) gestern in Pankow vor. Die Kosten für den Straßenneubau sowie die Verlängerung von S-Bahn- und Straßenbahnstrecken sollen sich auf mehrere hundert Millionen Mark belaufen. Wo das Geld herkommen soll, konnte der Senator auch auf Nachfrage nicht beantworten. „Der Verkehrsetat muß aufgestockt werden“, meinte Haases Mitarbeiter Georg Müller.

Obwohl das Geld fehlt, soll bis 1997 eine vierspurige Straße neugebaut werden, die Reinickendorf über Pankow/Weißensee mit Marzahn verbindet. Die S-Bahn-Linie 75 soll bis zum Bahnhof Sellheimbrücke, die Tram-Linie 71 zur Blankenburger Straße und die Tram-Linie 49 bis an den Autobahnzubringer A114 verlängert werden. Ab 1997 sollen weitere Straßenbauvorhaben und Tram- wie S-Bahn-Verlängerungen folgen. Nach 2005 soll das Karower Kreuz – ein Umsteigeknoten zwischen S-Bahn und Regionalbahn – verwirklicht werden.

Zu der gestrigen Pressekonferenz waren auch die Bezirksbürgermeister von Wedding, Weißensee und Pankow (alle SPD) erschienen. In einer gemeinsamen Erklärung bemängelte das Trio, daß die Bezirke über die Verkehrsanbindung weitgehend im unklaren gelassen worden seien und von der Pressekonferenz erst aus den Medien erfahren haben. Gert Schilling (Weißensee) kritisierte, daß er auf der anderen Seite aber auf Einwohnerversammlungen für Haases Verwaltung den Kopf hinhalten müsse. Die Bezirke drängen auf einen zurückhaltenderen Wohnungsbau für etwa 65.000 zusätzliche Einwohner. Dirk Wildt

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