Domina im Cyberspace

Synthetisches Glucksen, elektronisches Georgle, geflangte Gitarren. Kennt man alles. Noch ein bißchen Kommerz-Techno beigemischt, fertig ist der Soundtrack zu einer sadomasochistisch angehauchten Billig-Performance, die den einzigen Zweck verfolgt, Lackfummel zu präsentieren, die ein Sex-Magazin-Herausgeber selbst entworfen hat. Verantwortlich ist für das Machwerk zwischen Klaus Schulze, Techno-Bums und Rockgebratze, das jetzt beim Hamburger Strangeways-Label erschienen ist, neben Victor Berkovitz das Ex-Yello-Mitglied Carlos Peron.

Hauptfigur und Namensgeberin dieses Hyper-Muzak-Spiels ist Terminatrix, eine Domina aus der virtuellen Realität, die ihren männlichen Schöpfer - geplante Identifikationsfigur für jedermann - schlußendlich in ihr elektronisches Reich zieht. Mit allen musikalischen Standards wird diese Geschichte erzählt, kein Klischee wird ausgelassen: Es fehlen weder der luftdurchschneidende Klang einer langen Peitsche noch die Mönchschöre. Gitarrensounds werden brav eingesetzt, wenn Männer die Hörbühne betreten, Auftritte von Frauen werden konsequent mit sanften Stöhn-Sequenzen illustriert. So stellt sich Lieschen Müller virtuellen Domina-Sex vor.

Vermutliche Zielgruppe für diese – in Hamburg noch nicht gezeigte – Cyberspace-Phantasie: Sparkassen- Angestellte und BWL-Studenten, die Lackmode „bizarr“ finden. Der sterilen Playboy-Ästhetik der Performance paßt sich das musikalische Fastfood perfekt an: hochglanzpolierte, saubere und sattsam bekannte Klänge. Dabei hätte man von Carlos Peron einiges mehr erwarten können. Schließlich bewies er schon mit mehreren Soloprojekten, daß er intelligentere Soundcollagen fabrizieren kann. Greta Eck

Victor Berkovitz & Carlos Peron: „Terminatrix“. Strange Way Records.