Standbild: Sag mal was
■ "Schottland - Deutschland"
Schottland – Deutschland, Mittwoch, 20.15 Uhr, ARD
Herr Krähe und Herr Hanf hatten das ein oder andere Bier besorgt, Herr Teschke eine Packung Harrys Vollkornbrot mitgebracht. Wir erhöhten die Lautstärke und drehten den Bildschirm dunkel. Wenn Heribert „Guten Abend allerseits“ Faßbender und Kalle „sag mal was“ Rummenigge Fußballspiele kommentieren, lenken bewegte Bilder nur ab:
Faßbender paßt beim Anstoß – McInally ist nicht der McInally aus München – auf Rummenigge, und der erkennt seine Chance, eine sogenannte hundertprozentige, erklärt uns, daß der auch ne ne nicht mit dem verwandt sei, weil nämlich McInally ein Name ist wie Müllerschulz in Deutschland. Da will auch Chefreporter Heribert F. nicht zurückstehen und verrät quasi aus dem Fußgelenk, daß Nicki Walker unter den schottischen Torhütern als Playboy gilt. Aufregung gibt es dann nach zehn Minuten, als Helmer einen Schuß abgibt, der nach Meinung Faßbenders vielleicht gepaßt hätte, wenn das Tor drei Meter weiter hinten gestanden hätte. Wir müssen ihm beipflichten, zumal ja dann der Playboy der Schotten drei Meter zu weit vor dem Tor gelauert hätte. Da es aber steht, wo es steht, werden wir vom Schiedsrichter um das Tor betrogen, und dadurch ermutigt, schießen die Schotten nun zurück. Ihr Warnschuß – Glück für Deutschland – verstört Koreporter Rummenigge bis zur Sprachlosigkeit. Und das, obwohl er sich nach eigenen Angaben auf jedes Spiel vorbereitet. Vielleicht ist er körperlich fit, mental aber scheint er uns angeschlagen. Ab sofort jedenfalls kommen seine brillanten Analysen, das Loch ist immer auf der rechten Seite, die Schotten kommen immer rein – Fußball paradox – die Schotten massieren hinten – Sensationsparade, nur noch, wenn Faßbender ihm aufmunternd zunickt, Nicht Kalle und ihm dabei den Ellenbogen in die Rippen haut. Und was macht Kalle mit dem Rest der Zeit? Sich auf das nächste Spiel vorbereiten? Weil das ja immer das schwerste ist? Was er bestimmt nicht tut: Im Lexikon das Wort Arthroskopie (Gelenkspiegelung) nachschlagen. Das hält Rummenigge nämlich für eine neue Operationsmethode. Aus Amerika. Wo alles Neue herkommt. Martin Sonneborn
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
