: Sinkende Nachfrage
■ Die Länder Schwarzarfrikas tun sich schwer auf dem touristischem Markt und leiden unter Negativimage
Viele afrikanische Länder, die vom Weltmarkt fast abgekoppelt sind, hofften in den achtziger Jahren sich mit dem Tourismus ein ökonomisches Standbein zu sichern. Doch die Hoffnungen haben sich nicht erfüllt. Für Gesamt- Afrika gingen die Zahlen der ausländischen Touristen von etwa 15 Millionen 1990 auf 13 Millionen 1991 zurück, dies führte zu einem Minus der Einnahmen aus dem Tourismus von 8,4 Prozent. Nach Schätzung der World Tourism Organization (WTO) wird die Zahl der Touristen bis zum Ende des Jahrzehnts nur um 2,1 Prozent auf knapp 5 Prozent ansteigen. Nur wenige Länder, die schon traditionell im Geschäft sind, wie die nordafrikanischen Länder Ägypten, Marokko, Tunesien, außerdem Südafrika, die Seychellen und Mauritius, haben etwas zulegen können. So die Entwicklungstendenzen der WTO auf dem Afrika- Forum anläßlich der Internationalen Tourismus-Börse in Berlin.
Afrika ist für europäische Touristen Terra incognita. Meldungen in den Medien über politische Unruhen, Hungersnöte, Stammesfehden, Aids und wirtschaftliche Schwierigkeiten verdichten das diffuse Negativbild über Afrika. Die schlechten Nachrichten tragen nicht gerade zur Reiselust bei.
Ein weiterer Grund für den Rückgang der Touristenzahlen ist darin zu sehen, daß viele westafrikanische Länder im Schnitt teurere Destinationen sind als beispielsweise Kenia. Der massenhafte Veranstaltertourismus senkt natürlich die Preise und schafft eine bequeme, europäischem Standard entsprechende Infrastruktur.
Die noch gering entwickelten schwarzafrikanischen Länder müssen überlegen, ob sie sich auf Massen, Individual- oder Exklusivtourismus konzentrieren. Oft fehlen für eine solche Entscheidung allerdings die planerischen und politischen Langzeitperspektiven. Ousmane Ndiaye, Vertreter Afrikas in der Madrider Welttourismusorganisation, unterstrich auf dem Forum die enorme Bedeutung, die der Tourismus für die schwarzafrikanischen Länder habe. Angesichts sinkender Exporteinnahmen könnte die Tourismusindustrie für viele Länder eine wichtige Devisenquelle sein. Dank seiner Flora und Fauna, vielfältiger Landschaft und angesichts des kulturellen Reichtums bleibe Afrika die Top- Destination für Ökotourismus. Der Tourismus in Naturschutzgebiete habe überaus positive wirtschaftliche Auswirkungen. In Ruanda würden zum Beispiel jährlich eine Million Dollar allein im Vulkan-Nationalpark eingenommen.
Allerdings dürfe man auch die negativen Auswirkungen des Tourismus nicht unterschätzen, warnte Ndiaye. Zu viele Touristen könnten das empfindliche ökologische System in den Naturparks zerstören, und damit wäre auch die Grundlage für den Tourismus zerstört. Eine intakte Natur aber sei die einzige Chance für die touristische Entwicklung. Um diese Chance wahrzunehmen, sei eine gute Vermarktung des Ökotourismus erforderlich. Eine gesunde Tourismuspolitik solle sich daher auf die Erhaltung sozialer, kultureller und natürlicher Faktoren konzentrieren. Kurzfristiges Profitstreben zerstöre nicht nur die Umwelt, sondern auch die Grundlage dafür, im Tourismus wettbewerbsfähig zu bleiben.
Geoffrey W. Barrett, EG-Generaldirektor für Entwicklung, berichtete von den Ergebnissen der kürzlich in Madagaskar stattgefundenen Konferenz, an der Tourismusminister aus 30 afrikanischen Ländern beteiligt waren. Ein wichtiges Thema sei dort die Möglichkeit gemeinsamer Vermarktungsstrategien gewesen. Ein großes Problem seien jedoch zum einen die unterschiedlichen Sprachen der Länder und zum anderen die Tatsache, daß die Länder auch unterschiedliche Produkte haben. Ein weiterer Aspekt war die Erhaltung einer natürlichen Umwelt. Hier habe es in der Vergangenheit zwar viele Lippenbekenntnisse gegeben, bei denen es aber in den meisten Fällen auch geblieben sei. Eine Integration in die Politik habe kaum stattgefunden. Die Konferenz erarbeitete einen umfassenden Richtlinienkatalog für eine dauerhafte Entwicklung des Tourismus in den afrikanischen Ländern. ed
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen