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■ Die Republik Irland protestiert gegen den BombenterrorTerrorismus und Masturbation

Seit Jahren haben die paramilitärischen Organisationen Nordirlands dieselben Erklärungen parat, kommen bei einem ihrer Anschläge „unbeteiligte Zivilisten“ ums Leben: die IRA behauptet stets, Polizei und Armee hätten die Bombenwarnungen absichtlich ignoriert, um der IRA politisch zu schaden – so auch am vergangenen Samstag. Ob das stimmt, sei dahingestellt, weil es keine Rolle spielt. Wenn man seit 20 Jahren weiß, daß Polizei und Armee auf Bombenwarnungen verspätet oder falsch reagieren, muß man schließlich damit rechnen und kann das nicht mehr als Entschuldigung anführen. In Anbetracht der IRA-Taktik der vergangenen Monate, Bomben in britischen Einkaufsstraßen zu plazieren, war die Katastrophe vorhersehbar. Und die protestantische UDA hat inzwischen sämtliche Katholiken Nordirlands zu legitimen Angriffszielen erklärt. Mit ihrem wahllosen Terror will sie die katholische Bevölkerungsminderheit dazu bringen, die IRA-Mitglieder an die Sicherheitskräfte auszuliefern. Die Ereignisse beweisen, daß sie damit das Gegenteil erreichen.

Der Anschlag von Warrington, bei dem zwei Kinder getötet wurden, hat zum erstenmal seit langer Zeit bei der Bevölkerung Südirlands eine Reaktion auf den Konflikt im Norden hervorgerufen, der ansonsten am liebsten verdrängt wird. Neben dem Entsetzen über den Tod der beiden Kinder spielt bei den Protestversammlungen und Demonstrationen vor allem der Wunsch eine Rolle, nicht mit den „wahnsinnigen Bombern“ und „irren Attentätern“ in einen Topf geworfen zu werden, wie es einige britische Zeitungskommentatoren nach dem Anschlag getan hatten. Es ist die einfachste Lösung, die Mitglieder paramilitärischer Organisationen zu Psychopathen zu erklären, mit denen man nichts gemein hat. Indem man dies tut, entledigt man sich der Pflicht, sich mit der Ursache des Konfliktes auseinanderzusetzen. Ebenso ist man mit Homosexualität, die bis 1974 in den USA als Krankheit diagnostiziert wurde, und Masturbation im vergangenen Jahrhundert verfahren.

Es braucht keinen Propheten, um vorauszusagen, daß die gutgemeinte Friedensinitiative von Susan McHugh an der nordirischen Realität nichts ändern wird, solange die politischen Initiativen regelmäßig in den Startlöchern steckenbleiben. Die nordirischen Kommunalwahlen im Mai werden erneut zeigen, daß die verhärteten Fronten keinen Deut aufgeweicht sind. Ralf Sotscheck, Dublin

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