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Metall-Tarifkompromiß in Sicht

Im Streit um die Lohnangleichung in der ostdeutschen Metallindustrie haben Gewerkschaften und Arbeitgeber einen Kompromiß ausgehandelt/ Gesamtmetall dementiert  ■ Von Martin Kempe

Berlin (taz) – Im Tarifkonflikt um die Lohnangleichung in der ostdeutschen Metallindustrie bahnt sich – zumindest in Sachsen – eine Lösung an. Danach sind die dortigen Tarifparteien übereingekommen, die von den Arbeitgebern ausgesprochene „außerordentliche“ Kündigung des Tarifvertrages wieder rückgängig zu machen, die zum 1. April vertraglich vorgesehene Anhebung der Löhne und Gehälter von 71 auf 82 Prozent des Westniveaus beizubehalten und die für 1994 vorgesehene letzte Stufe von 82 auf 100 Prozent zeitlich zu strecken. Am 1.April 1994 sollen danach die Löhne und Gehälter auf 91 und neun Monate später auf 100 Prozent des Westniveaus angehoben werden.

Die Übereinkunft von Dresden kam in einem Gespräch zwischen dem sächsischen IG-Metall-Bezirksleiter Hasso Düwel, dem Vorsitzenden des sächsischen Metallarbeitgeberverbandes Erwin Hein sowie dem sächsischen Ministerpräsidenten Kurt Biedenkopf zustande. Der Vorstand des regionalen Arbeitgeberverbandes hat noch gestern über die Kompromißformel beraten. Heute soll die Mitgliederversammlung des Arbeitgeberverbandes über Annahme oder Ablehnung entscheiden. Eine positive Entscheidung des Arbeitgeberverbandes vorausgesetzt, stünde einer Annahme durch die Gewerkschaften nichts mehr im Wege.

Wenn der Kompromißversuch scheitert, ist ein Arbeitskampf unabwendbar. Scheitern kann der Kompromiß allerdings auch noch an einer Intervention der Kölner Zentrale des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, die die treibende Kraft für die Kündigung des Tarifabkommens gewesen ist. Wie im Stahlbereich gab es auch bei den ostdeutschen Regionalverbänden der Metallarbeitgeber Bedenken gegen den Konfliktkurs der Verbandsspitze. Die jedoch stellte sich auch nach Bekanntwerden des Dresdner Kompromißvorschlages stur: „Es bleibt bei der Kündigung“, erklärte gestern Gesamtmetall-Sprecher Riek. Es bleibe bei dem Angebot der Arbeitgeber, für 1993 neun Prozent mehr Lohn zu zahlen. Alle anderen Meldungen seien „reine Phantasiegebilde der IG Metall“.

Die IG Metall hat in allen Stellungnahmen die vorherige Rücknahme des „Rechtsbruchs“ durch die Arbeitgeber zur Bedingung für eine Einigung gemacht. Nach den Reaktionen aus Köln kann für die ostdeutsche Metall- und Stahlindustrie noch keine Entwarnung gegeben werden. Selbst wenn die Tarifparteien in Sachsen einen Kompromiß gefunden haben, ist die Entscheidung in den anderen Tarifgebieten noch offen. Der mit der Einigung von Dresden offenbar gewordene politische Konflikt innerhalb des Arbeitgeberlagers gilt bei Beobachtern als schwer kalkulierbares Rechtsrisiko. Martin Kempe

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