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Kameruns Regime gerät unter Druck

■ Opposition beruft „souveräne Nationalkonferenz“ ein

Berlin (taz) – Kameruns demokratische Opposition hat zum Kampf gegen Präsident Paul Biya geblasen, der die ersten freien Präsidentschaftswahlen des zentralafrikanischen Landes im vergangenen Oktober nur durch einen von Beobachtern bestätigten Wahlbetrug überstand. John Fru Ndi, der Führer der oppositionellen Sozialdemokratischen Front (SDF), der die Wahlen eigentlich gewonnen hatte, kündigte am Dienstag die Einberufung einer „souveränen Nationalkonferenz“ an, „ermächtigt durch die von den Urnen verliehene Legitimität“. Die Forderung nach einer Nationalkonferenz aus allen politischen Kräften mit Vollmachten, das politische System zu reformieren, ist von Biya immer abgelehnt worden.

In seiner Erklärung, die mit „John Fru Ndi, legitimer gewählter Präsident“ unterschrieben ist, beklagt der Oppositionsführer die „physische Eliminierung von Oppositionsfiguren“ und die „Entgleisung des demokratischen Prozesses“. Wie bereits nach den Wahlen wird bewaffneter Widerstand abgelehnt: „Wir können nicht in den Krieg ziehen. Das ist der Weg nach Somalia und Liberia, und da wollen wir nicht hin.“

Die Kampfansage folgt auf eine aufsehenerregende Konferenz anglophoner Kameruner am Wochenende, die mit der Forderung endete, Kameruns föderales System aus der Zeit der Zusammenfügung der englischen und französischen Kolonien zum unabhängigen Kamerun 1961 wiederherzustellen. Auch John Fru Ndi ist anglophon, und seine Partei ist in den englischsprachigen Westregionen besonders stark. Das Treffen von 5.000 Delegierten in Buea, einstige Hauptstadt des „englischen“ Kamerun, wurde von Organisator Sam Ekontang Elad als „letzte Chance“ für die Regierung bezeichnet. Es wurden auch Forderungen nach einer völligen Unabhängigkeit des anglophonen Landesteils laut. D.J.

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