Rissige Reaktoren

■ Vermutlich muß erneut ein Drittel der schwedischen Meiler abgestellt werden

Stockholm (taz) – Bis zu 40 Millimeter lange Risse an Rohrleitungen des Kühlsystems sind im AKW Oskarshamn an der schwedischen Ostküste entdeckt worden, als im Rahmen von Reparaturarbeiten die Isolierung an den Rohren entfernt wurde. Der seit September letzten Jahres wegen Konstruktionsfehlern im Kühlsystem stillstehende Reaktor Oskarshamn 1 muß nach Angaben der Betreibergesellschaft deshalb noch mindestens bis zum August abgestellt bleiben – die Rohrleitungen müssen ausgewechselt werden. Das gleiche Schicksal dürfte auch die drei anderen Reaktoren gleicher Konstruktion und gleichen Betriebsalters, nämlich den Reaktor Oskarshamn 2 und die beiden Unglücksreaktoren in Barsebäck an der Südküste treffen. Dort sollen baldmöglichst entsprechende Untersuchungen angestellt werden.

Die Risse an den rostfreien Stahlrohren des Notkühlsystems, wurden jeweils an kaltgewalzten Rohrbiegungen festgestellt. Dies nur durch einen Zufall, als das Isolationsmaterial ausgewechselt werden sollte, das im letzten Sommer im AKW Barsebäck zu einer Verstopfung des Kühlsystems geführt hatte. Bei den regelmäßigen Untersuchungen im Inneren der Rohre selbst, waren die Risse bislang unentdeckt geblieben.

Schwedische Anti-AKW-Gruppen nahmen die neuen Hinweise auf ernste Verschleißschäden an den Altreaktoren von Oskarshamn und Barsebäck zum Anlaß, deren umgehende Stillegung zu fordern. Die Reaktoren hatten erst im vergangenen Jahr wegen großer Sicherheitsprobleme stillgestanden. Sie kritisierten außerdem die Absicht der Betreibergesellschaft OKG, in Oskarshamn nicht etwa alle von Rißbildungen betroffenen Rohrteile auszuwechseln, sondern nur „die innerhalb des Systems, die sich in Reaktornähe befinden und daher sicherheitsrelevant sind“ (OKG). Reinhard Wolff