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Olympische Irritationen

■ NOK-Vorschlag zur Bewerbung um die Spiele 2004 sorgt kurz vor IOC-Besuch für Ärger / Olympiahalle noch in der Schwebe

Berlin. Eine Woche bevor das Internationale Olympische Komitee (IOC) in die Stadt kommt, um den Stand der Vorbereitungen für die Spiele im Jahr 2000 zu begutachten, nährt ausgerechnet Deutschlands oberster Olympionike Zweifel an der Berliner Bewerbung. Der Präsident des Nationalen Olympischen Komitees (NOK), Walter Tröger, erklärte dieser Tage, daß zur Zeit zwischen Senat, NOK und Olympia GmbH über eine neue Bewerbung für das Jahr 2004 nachgedacht werde, sollte Berlin den Zuschlag für das Jahr 2000 nicht erhalten. Besonders der Senat, so Tröger, wünsche eine Entscheidung in dieser Frage, bevor das IOC im Herbst die Sommerspiele 2000 vergibt.

Angesichts dieser Erklärung frohlockte die sportpolitische Sprecherin des Bündnis 90/ Grüne, Judith Demba bereits, daß Tröger offensichtlich den Rückzug von der Olympiabewerbung Berlins einläute. Sie forderte den Senat auf, unverzüglich auf alle Ausgaben für die Spiele 2000 zu verzichten.

Dessen Sprecher Michael Andreas Butz dementierte postwendend etwaige Rückzugspläne. Berlin setze auf das Jahr 2000 und konzentriere sich voll auf den 23. September. Auch der Sprecher der Olympia GmbH, Christian Fürstenwerth, bekräftigte, daß eine Bewerbung für die Spiele 2004, zur Zeit „überhaupt kein Thema“ sei.

Mittlerweile hat Tröger seine eigenen Äußerungen relativiert. Alle Bewerber um Olympische Spiele, so stellte er jetzt klar, „prüfen für den Fall eines Scheiterns die Möglichkeit einer erneuten Bewerbung zum nächstmöglichen Termin, Das geschieht gewiß auch in Berlin.“ Beim bevorstehenden Besuch der Prüfungskommission des IOC, so Tröger, wolle Berlin über den Fortgang der Vorbereitungen umfassend unterrichten und damit den Willen im Hinblick auf die Bewerbung unterstreichen.

Dann werden die Berliner Olympiabetreiber die IOC-Prüfer auch darüber informieren müssen, weshalb die Olympiahalle sich noch immer im Stadium der Planung befindet. Der bereits mehrfach angekündigte Baubeginn ist weiterhin ungewiß, da der Vertrag mit dem Investor, der DG-Immobilien/ Siab, noch immer nicht unterschriftsreif ist. Wie der Sprecher der Finanzverwaltung, Thomas Butz, erklärte, gebe es zwischen dem schwedisch-deutschen Konsortium und dem Senat unterschiedliche Vorstellungen darüber, welche Kosten der Investor bei den bauvorbereitenden Maßnahmen anrechnen darf. Auch ist nach wie vor strittig, nach welchem Finanzierungsmodell die Halle erstellt wird. Bereits im Dezember letzten Jahres stand fest, daß kanpp 300 Millionen Mark an öffentlichem Grundvermögen und Erträgen in den Hallenbau eingehen. Ob und in welcher Form diese Summe in die Landeskasse zurückfließt, sollte Gegenstand weiterer Verhandlungen sein. Deren Ergebnis steht bislang aus. Der Vertrag müßte dann noch dem Hauptausschuß des Abgeordnetenhauses zur Beratung vorgelegt werden. Butz rechnet damit, daß die Olympiahallen-Gesellschaft in den nächsten Monaten gegründet werden kann und daß eine Grundsteinlegung noch im Sommer erfolgt. Trotz „gewisser Schwierigkeiten“ bei der Olympiahalle gibt es nach Fürstenwerths Worten keine Überlegung, mit dem Bau bis zur Entscheidung des IOC am 23. September zu warten. Dieter Rulff

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