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Weserterrassen wacker voran

■ Das Bürgerhaus Weserterrassen eröffnet neu renoviert und will Finanzkürzungen mit Cafebetrieb bekämpfen

Nächsten Freitag eröffnet nach einem Jahr An- und Umbaupause das Bürgerhaus Weserterrassen am Osterdeich wieder seine Türen und startet dann sein frisch aufgelegtes Programm mit einigen grundsätzlichen Neuerungen. Geplant ist, zusätzlich zum Veranstaltungsangebot des Hauses, ein größeres Cafe mit rund 300 Plätzen und einen idyllischen „Garten an der Weser“ in Betrieb zu nehmen. Neu ist daran außerdem, daß das Bürgerhaus hierfür eigens eine GmbH gegründet hat.

Erst Ende März hatte die Nachricht von 800.000 Mark Etatkürzungen für die acht Bürgerhäuser der Stadt die Gemüter erschreckt. Rolf Baginski, der Leiter der Weserterrassen, meint dazu trocken: „Wir kämpfen ums Überleben. Da wir aber aus dieser finanziellen Zwangslage heraus nicht das Haus schließen wollen, werden wir versuchen, künftig selbst Einnahmen zu erzielen und autonom zu wirtschaften.“ Das Team hofft, dadurch irgendwann einen Teil der Mittel für das Programm, vor allem Gagen und Sachleistungen, die jetzt der Kürzung zum Opfer fallen müßten, einzubringen.

Das ist ohne Preissteigerung nicht zu schaffen: Die Getränke werden doppelt so teuer wie zuvor, und die Wochenendmiete für den Saal mußte von 40 auf 80 Mark steigen. „Wir begeben uns dadurch natürlich auf einen schmalen Pfad zwischen Kommerz und inhaltlicher Arbeit“, bedauert Baginski. „Trotzdem muß man einfach sehen, daß jedes Bier, das hier getrunken wird, wiederum unserem Programm zugute kommt. Wir haben uns letztendlich in unserer Not dazu entschlossen, unsere günstige und attraktive Lage gewinnbringend zu nutzen.

Betroffen von den Kürzungen sind aber alle Bremer Bürgerhäuser, und kaum ein anderes davon verfügt über ein modernisiertes Gebäude oder eine ähnlich gute Klientel oder schönes Ambiente, um es den Weserterrassen gleichzutun. Helga Werner vom Verband Bremer Bürgerhäuser sieht deshalb die Häuser mit schlechterer Infrastruktur klar an den Existenzrand gedrängt. Nicht so Wolfgang Lindemeyer vom Kulturressort: „Alle sind gefordert, einen Weg zu mehr Selbständigkeit zu finden und neue effektive Konzepte zu entwickeln.“ Die alte Etatforderung der Bürgerhäuser von 5,8 Millionen sei sowieso überzogen gewesen. Vom Ressort seien von vornherein nur 5,3 Millionen in den Haushalt eingebracht worden, so daß der genehmigte Etat von 5 Millionen im Grunde nur um 300.000 Mark gekürzt worden sei.

Ungewollt hat das Team der Weserterrassen mit seiner Eigeninitiative nun genau das in die Wege geleitet, was offensichtlich Sinn und Zweck der Sparmaßnahme gewesen war: Erfindungsreichtum in Finanzknappheit. Entsprechend vielfältig ist auch das Programm zur Eröffnungswoche im neuen kostenlosen Programmheft. vip

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