: Haarige Geschäftspraktiken mit Fellen und Pelzen
■ Proteste von Tierschützern gegen Messe in Frankfurt
Frankfurt/Main (taz) – Die Kürschner sehen der am Samstag in Frankfurt beginnenden größten internationalen Pelz- und Rauchwarenmesse „Fur und Fashion“ frohgemut entgegen.
Nach Umsatzeinbußen der Pelzindustrie im Jahr 1989 konnte der Einzelhandel in den letzten zwei Jahren ein Umsatzplus von 15 Prozent verbuchen. Rund 120 Millionen Felle mit einem Gesamtwert von 550 Millionen Mark wurden im letzten Jahr nach Deutschland importiert.
Pelztiere werden geerntet
Massive Proteste an die Adresse der Ausrichter der Pelzmesse richteten gestern in Frankfurt Vereinigungen des Tier- und Artenschutzes. Damit Menschen sich den Luxus erlauben können, sich in echte Felle zu hüllen, müßten jedes Jahr Millionen von Tieren in Fangeisen, Unterwasser- oder Totschlagfallen ihr Leben lassen. In den Pelztierfarmen, in denen die Tiere „geerntet“ werden, so der Branchenjargon, lebten Füchse, Nerze und andere Pelztiere, deren Reviere unter natürlichen Bedingungen mehrere Quadratkilometer umfassen, in engen Drahtkäfigen. Um die Pelze nicht zu beschädigen, werden sie durch Gas, Strom oder Genickbruch getötet.
Nach Angaben der Tierschützer sind die amtlichen Kontrollen absolut mangelhaft. In Hessen gibt es acht Beamte, deren Aufgabe es ist, rund 20.000 Geschäfte und Händler zu überwachen. Josef Schmuck vom Dokumentationszentrum Artenschutz in Graz schilderte, daß als Transitware gekennzeichnete Tiertransporte in Österreich nicht artenschutzkontrolliert würden. Damit sei der illegalen Einfuhr von bedrohten Tieren Tür und Tor geöffnet. Erleichtert werde diese Praxis zusätzlich dadurch, daß die in Österreich zuständigen Kontrolleure für den Pelzhandel fast ausschließlich aus der Branche stammten. Laut Schmuck ist Österreich zur Drehscheibe des Pelztierhandels geworden. Rund 65 Prozent aller Felle auf dem Weltmarkt würden schließlich nach Deutschland importiert und von dort aus weltweit in 110 Länder verkauft. Ae
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