Wie das dauert

■ KünstlerInnenverband GEDOK plant ein Projekt über zehn Jahre

„Wir wissen ja gar nicht, was einem so alles passiert in zehn Jahren; wir sind ja doch auch schon älter.“ Das Ehepaar Jacobs von der Galerie im Winter hat sich zur Beteiligung an einem Kunstprojekt entschlossen, das erst im Jahre 2003 zu Ende gehen wird: „Die eigene Dauer der Jahre“, durchgeführt vom Bremer Verband der Gemeinschaft deutscher und österreichischer Künstlerinnen und Kunstfreunde (GEDOK). Gestartet wird mit einem Symposium Mitte Mai.

Nicht retro- sondern prospektiv sollte mal gearbeitet werden, ist die zugrundeliegende Idee. Das neue Projekt des Künstlerinnen- Verbandes will den Blick nach vorne und deshalb auf jeden Fall die Zweitausender-Hürde nehmen, dazu war das veranschlagte Jahrzehnt gerade lange genug. Zeit soll dargestellt werden, das braucht eben eine lange solche.

Offen und noch weit weg sind die Vorstellungen zum Ergebnis des Projektes. „Wenn es denn ein Ergebnis geben wird“, sagt Marikke Heinz-Hoek vom Projektbeirat. „Schwerpunkte der Arbeiten sollen Fotografie und Video sein, wir lassen gerne aber auch Musik, Literatur und alles mögliche andere zu.“ Sie selbst wird mit dem Philosophen Frank Eckert Video-Beiträge für den Offenen Kanal machen — erst eine Minute lang, dann zwei ... bis zehn und wieder rückwärts. Zehn Jahre lang.

Die am Projekt teilnehmenden KünstlerInnen sind ausgesucht. Sie kommen aus Bremen, dem Bundesgebiet und Europa. Kaum jemand der Auswärtigen wird sich jedoch (für zehn Jahre) hier niederlassen, von Zeit zu Zeit sollen deshalb Gesamt-Treffen ans Durchhalten erinnern.

Alles, was entstehen wird, wird auch in Bremen gezeigt werden. Blue Box, Kommunalkino, Städtische Galerie im Buntentor, KUBO und Angestelltenkammer haben sich außer den schon Genannten von der Idee fangen lassen. Faszinierend und beklemmend zugleich sei dieses Ungewisse, das finden sie alle.

Und alle wollen sich überraschen lassen. Elise Jacobs von der Galerie im Winter weiß bislang nur, daß der Amsterdamer Videokünstler Peter Bogers bei ihnen ausstellen wird. Wann und wie werden sie mit ihm diesen Sommer besprechen. „Ob das nun Performances, Videos, Installationen sein werden, wird sich zeigen — vielleicht bleibt ja irgendwann eine weiße Wand übrig.“ Marikke Heinz-Hoek hatte gemunkelt: „Es kann ja auch sein, daß wir vorher sterben.“ vip